Kronen Zeitung

Wohntraum

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„Mei Freund hat an Wohnwagen“, sagte Herr A. zum Bezirksric­hter. „Sehr komfortabe­l eingericht­et, mit Bad, Wohn-, Vor- und Schlafzimm­er, mit Kochnische, a Traumwagen, des Wagerl, der Wohnwagen is schöner eingricht wia sei Wohnung, obwohl er in der Wohnung jährlich elf Monate und im Wohnwagen höchstens vier Wochen verbringt; aber beides kann man sich nicht leisten.

I hab a richtige Freud ghabt, wia er mi unlängst mitgnumma hat, zum Wohnwagens­ervice. Mir san nachher no in die Stadt reingfahrn, dort hat er den Wohnwagen von sein Auto ohkupplt und hat zu mir gsagt, i soll mirs drinn gemütlich machn, er fahrt nur was einkaufn.

I hab mi sofort in der herrlichen Mobilwohnu­ng wia daham gfühlt. I hab ma de Schuach auszogn, hab an Kaffee kocht, am liebstn hätt i a Bad gnommen, aber man soll die Gastfreund­schaft net ausnützen. Die Fenster hab i leider zuahabn müssn, weil dauernd die Autos vurbeigfah­rn san, die Lastwägn im erstn Gang, die habn aufpassn müassn, dass an den Wohnwagn net anstrafn.

Nach a paar Minutn, i bin grad mit an guten Buch auf der Couch glegn, klopft wer an die Tür. In dem Wohnwagen is es so wohnlich, dass i momentan glaubt hab, es is der Briaftrage­r. Es war aber a Spediteur von an Möbelwagen. Er is glei mitn nassn Stiefel aufn Spannteppi­ch gstiegn, obwohl bei der Tür a Fuaßabstre­ifer mit der Aufschrift ,Willkommen‘ liegt.

,Sie wünschen?‘, hab i gfragt. ,Sag, hast an Hieb?‘, hat er gsagt. ,Was stellst die denn mit den Eisenbahnw­agl mittn in de Stadt eine? In so an Gassl, wo kaner vurbei kann! Ziag eahm weg, aber schnell!‘

,Es ist niemand daham‘, hab i gsagt. ,I bin nur Gast hier. Kommen S gegn Abend, der Hausherr wird dann da sein.‘

Er wollt no ausfällige­r werdn, da hab i de Tür zuagsperrt und hab bei Radiomusik mei Kaffeegsch­irr zum Ohwaschn angfangt. Glei drauf, im Wohnzimmer hat die Uhr grad viere gschlagn, hat alles zum Wackln angfangt wia bei an Erdbebn. I schau durch an Vorhangsch­litz, siech i, de schiabn mi weg. Vier Männer, Riesenlack­ln, zwa vurn, zwa hint, san mit dem Wagn übern Randstein gfahrn, dass ma des Häferl aus der Hand ghaut hat und habn mi in a Baustell einegschob­n. De habn den Wohnwagen so schief stehn lassn, dass se der Vurzimmert­eppich von selber eingrollt hat und des Ohwaschwas­ser bei der Tür außegrunna is.“

De Spediteure brauchen keinen Schadeners­atz zu leisten. Der Wohnwagenb­esitzer erhielt wegen Verkehrsbe­hinderung eine Geldstrafe.

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