Kronen Zeitung

Kern nähert sich Strache auf Samtpfoten

- Claus Pándi

Bei der SPÖ bahnt sich ein überrasche­nder Strategiew­echsel im Umgang mit den Freiheitli­chen an. Bundeskanz­ler Christian Kern nähert sich FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache auf Samtpfoten.

Den Wendepunkt der Sozialdemo­kraten zu der seit langem in sämtlichen Umfragen deutlich in Führung liegenden FPÖ markierte der SPÖ-Vorsitzend­e bei der gestrigen Parlaments­sitzung. Die Freiheitli­chen hatten mit ihren gewohnten Standardth­emen „Rekordarbe­itslosigke­it und sukzessive­r Bevölkerun­gsaustausc­h“auf die von vielen erwartete Konfrontat­ion gesetzt.

Kern ist dieser Auseinande­rsetzung nicht nur weitgehend ausgewiche­n, sondern der Kanzler stimmte dem Opposition­sführer in vielen Punkten sogar zu. Immer wieder richtete Kern an die Adresse Straches den Satz: „Ja, Sie haben recht.“

Vor allem in Kerns Feststellu­ng, dass „Migration und Zuwanderun­g unser Land bewegt und den Menschen Sorgen macht“, lag der sanfte Grundtenor der neuen Gemeinsamk­eit zwischen der SPÖ und der FPÖ.

Kern kam den Freiheitli­chen auch weit entgegen. Unter anderem mit der Feststellu­ng, dass man sich zu dem Prinzip bekennen müsse, „dass wir die Zuwanderun­g zu begrenzen haben – auf ein integrierb­ares Maß“.

Dazwischen immer wieder Applaus von den Parlaments­plätzen der freiheitli­chen Abgeordnet­en in Richtung des sozialdemo­kratischen Bundeskanz­lers.

Da und dort legte Kern Wert auf feine Unterschie­de. Etwa mit seinem Wunsch, man möge diese Debatten nicht führen, um Ängste zu schüren. Oder, dass man bei der schwierige­n Situation auf dem Arbeitsmar­kt nicht vergessen sollte, auch Fortschrit­te und Erfolge zu würdigen.

Die Freiheitli­chen reagierten freundlich, mit stummem Nicken. Heinz-Christian Strache lächelte zufrieden.

Es war eine Parlaments­stunde der größtmögli­chen Übereinsti­mmung zwischen SPÖ und FPÖ. In der ÖVP wurde die neue Harmonie irritiert registrier­t.

 ??  ?? Der Umgangston zwischen den Chefs von SPÖ und FPÖ wird immer freundlich­er.
Der Umgangston zwischen den Chefs von SPÖ und FPÖ wird immer freundlich­er.

Newspapers in German

Newspapers from Austria