Geschüttelt, nicht gerührt
Jene, die vor gefährlichen Folgen von Fehlentwicklungen warnen, sind Brandstifter und Angstmacher. Jene, die Europa reformieren wollen, sind EU-Gegner und EU-Feinde. Wer nicht der Ansicht ist, dass der Islam zu Europa gehört, wird zu einem Rechtsradikalen gestempelt. Wer weder etwas von einer ultra-lockeren Geldpolitik noch von einer Schuldenunion hält, vielleicht sogar noch den Euro zur Diskussion stellt, ist kein „echter Europäer“. Gleiches gilt natürlich für Menschen, denen bewusst ist, dass man Schulden nicht mit noch mehr Schulden bekämpfen kann. Und wer ein Problem mit einer unkontrollierten und unbegrenzten Asylund Flüchtlingspolitik hat, verhält sich natürlich unsolidarisch und wird daher gleich als Menschenfeind abgekanzelt. Eine verantwortungslose, völlig von der Realität losgelöste Politik trifft auf eine zunehmend überforderte Gesellschaft.
So in etwa lässt sich die politische und gesellschaftliche Entwicklung der letzten zehn Jahre grob zusammenfassen. Massive Meinungsmache, wohin man schaut. Genau genommen will man uns vorschreiben, wie wir zu denken und zu handeln haben. Das kann man zwar nicht verhindern, man muss es aber noch lange nicht willenlos akzeptieren, geschweige denn sich widerstandslos ergeben. Schließlich sind wir Menschen, also eigenständige Wesen, die immer noch ein Recht auf eine eigene Meinung haben.
Irren ist menschlich, keine Frage. Einen Fehler zu machen auch. Diesen zuzugeben und ihn korrigieren, zeugt von Größe und Charakter. Doch diese Formel scheint heute nur noch für Normalbürger zu gelten, nicht für Politiker. Wie sonst ist es zu erklären, dass noch immer die Merkel-Kritiker an den medialen Pranger gestellt werden und nicht die Merkel-Befürworter? Wie sonst ist es zu erklären, dass Kritiker ihre Haltung ausführlich erklären und begründen müssen, während Angela Merkel sich immer noch mit endlosen inhaltsleeren Floskeln über dem Wasser und im Amt halten kann?
Wir leben in einer Zeit, in der wir vor einem massiven Wandel stehen. Noch könnte man das Ruder herumreißen und dem Eisberg ausweichen. Doch die Uhr tickt. Ja, es gibt einige Entwicklungen, die mir sauer aufstoßen. Zum Glück gibt es hierzulande noch ein Printmedium namens „Krone“, das mit neutraler Berichterstattung glänzt und freie Meinungsäußerung noch zulässt. Leider ist das heutzutage die Ausnahme geworden. Angesichts der traurigen Tatsache, dass eine Kombination aus verantwortungsloser Politik, verantwortungslosen Medien und einer leider zunehmend willenlosen Gesellschaft unsere Zukunft bedroht, bin ich schon längst geschüttelt, nicht gerührt!