Peter Pans Rameau-Supershow
Saisonstart im Konzerthaus: Teodor Currentzis, MusicAeterna
Gefragte Gäste aus dem fernen Perm im Uralvorland eröffneten die Konzerthaus-Saison vor unzähligen eingeladenen Ehrengästen aus ganz Wien: Teodor Currentzis befeuerte seine grandiosen Mitstreiter von MusicAeterna für ein Jean-Philippe-Rameau-Potpourri. Ein ungewöhnlicher, verzaubernder und animierender Abend!
Das Konzert macht gespannt, wie Currentzis und sein Orchester mit Mozarts „Clemenza di Tito“die nächsten Salzburger Festspiele – unter der neuen Intendanz von Markus Hinterhäuser – eröffnen werden!
Bumm! Hier hat nicht nur die Trommel etwas zu sagen, wenn einer der Tänze von Rameau erklingt. Hier stampft man auch mit den Füßen den Rhythmus. Denn bei MusicAeterna, dem von Dirigent Teodor Currentzis 2004 gegründeten Originalklangensemble, spielt man im Stehen. Auf Augenhöhe mit Currentzis, der wie ein Peter Pan an der Spitze lächelnd hopst, mitstampft, mit eloquenter Körpersprache dynamisiert.
Unter dem Titel „The Sound of Light“haben die Permer ihre Rameau-Sicht bereits auf CD vorgelegt. Aus dem Dunkel zum Licht arbeitete man sich auch im Konzerthaus vor – mit zarter Kammermusik, im nur spärlich beleuchteten Saal, der dann licht aufgleißte. Glänzte wie das Orchester, ein wunderbarer Klangkörper, reaktionsfreudig, mit tollen Dirigiert bei den Salzburger Festspielen 2017 „Clemenza di Tito“: Teodor Currentzis. Holz- wie Blechbläsern und agilen, seidig warmen Streichern. Ein Kollektiv, das seinem Chef aus der Hand frisst.
Der sucht natürlich die Extreme und lotet sie aus, was nach Noten und darüber hinaus möglich ist. Das ergibt – bei Rameau – ein begeisternd phantasievolles Musizieren, ein waches Aufeinanderhören.
Jung, frisch, unkonventionell gelang so das Panorama aus Tänzen, Ouvertüren, Airs, die bunte Mischung aus Zartem und Flottem, aus Rameaus höfischem OEuvre „Les Indes galantes“, „Platée“, „Les Boréades“, „Zoroastre“, „Dardanus“und anderen Musiktheaterwerken.
Zum Contredanse am Ende ging es spielend und tänzelnd aus dem Saal. Allen voran Currentzis, wie ein Faun hüpfend und auf Instrumenten trommelnd. Ein echtes Fest, dem nur der ein wenig zu einfarbige Sopran von Robin Johannsen in ihren Arien nicht ganz gerecht wurde. Rameau hätte jedenfalls gestaunt, wie perfekt man ihn im Ural versteht! Julie Fuchs, die vielgefragte junge französische Sopranistin, feiert ihr Debüt in der Staatsoper in Donizettis „Fille du régiment“. Sie ist Preisträgerin internationaler Wettbewerbe, so bei Plácido Domingos „Operalia“. Nun singt sie die Marie in der amüsanten, beliebten Inszenierung Laurent Pellys unter Evelino Pidò (16., 19., 22. und 25. September). Erfolge hatte sie zuletzt in München, Zürich, Lausanne und Paris („Platée“).