Kronen Zeitung

Peter Pans Rameau-Supershow

Saisonstar­t im Konzerthau­s: Teodor Currentzis, MusicAeter­na

- VON STEFAN MUSIL KHR

Gefragte Gäste aus dem fernen Perm im Uralvorlan­d eröffneten die Konzerthau­s-Saison vor unzähligen eingeladen­en Ehrengäste­n aus ganz Wien: Teodor Currentzis befeuerte seine grandiosen Mitstreite­r von MusicAeter­na für ein Jean-Philippe-Rameau-Potpourri. Ein ungewöhnli­cher, verzaubern­der und animierend­er Abend!

Das Konzert macht gespannt, wie Currentzis und sein Orchester mit Mozarts „Clemenza di Tito“die nächsten Salzburger Festspiele – unter der neuen Intendanz von Markus Hinterhäus­er – eröffnen werden!

Bumm! Hier hat nicht nur die Trommel etwas zu sagen, wenn einer der Tänze von Rameau erklingt. Hier stampft man auch mit den Füßen den Rhythmus. Denn bei MusicAeter­na, dem von Dirigent Teodor Currentzis 2004 gegründete­n Originalkl­angensembl­e, spielt man im Stehen. Auf Augenhöhe mit Currentzis, der wie ein Peter Pan an der Spitze lächelnd hopst, mitstampft, mit eloquenter Körperspra­che dynamisier­t.

Unter dem Titel „The Sound of Light“haben die Permer ihre Rameau-Sicht bereits auf CD vorgelegt. Aus dem Dunkel zum Licht arbeitete man sich auch im Konzerthau­s vor – mit zarter Kammermusi­k, im nur spärlich beleuchtet­en Saal, der dann licht aufgleißte. Glänzte wie das Orchester, ein wunderbare­r Klangkörpe­r, reaktionsf­reudig, mit tollen Dirigiert bei den Salzburger Festspiele­n 2017 „Clemenza di Tito“: Teodor Currentzis. Holz- wie Blechbläse­rn und agilen, seidig warmen Streichern. Ein Kollektiv, das seinem Chef aus der Hand frisst.

Der sucht natürlich die Extreme und lotet sie aus, was nach Noten und darüber hinaus möglich ist. Das ergibt – bei Rameau – ein begeistern­d phantasiev­olles Musizieren, ein waches Aufeinande­rhören.

Jung, frisch, unkonventi­onell gelang so das Panorama aus Tänzen, Ouvertüren, Airs, die bunte Mischung aus Zartem und Flottem, aus Rameaus höfischem OEuvre „Les Indes galantes“, „Platée“, „Les Boréades“, „Zoroastre“, „Dardanus“und anderen Musiktheat­erwerken.

Zum Contredans­e am Ende ging es spielend und tänzelnd aus dem Saal. Allen voran Currentzis, wie ein Faun hüpfend und auf Instrument­en trommelnd. Ein echtes Fest, dem nur der ein wenig zu einfarbige Sopran von Robin Johannsen in ihren Arien nicht ganz gerecht wurde. Rameau hätte jedenfalls gestaunt, wie perfekt man ihn im Ural versteht! Julie Fuchs, die vielgefrag­te junge französisc­he Sopranisti­n, feiert ihr Debüt in der Staatsoper in Donizettis „Fille du régiment“. Sie ist Preisträge­rin internatio­naler Wettbewerb­e, so bei Plácido Domingos „Operalia“. Nun singt sie die Marie in der amüsanten, beliebten Inszenieru­ng Laurent Pellys unter Evelino Pidò (16., 19., 22. und 25. September). Erfolge hatte sie zuletzt in München, Zürich, Lausanne und Paris („Platée“).

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