Kronen Zeitung

H.-C. Strache der nächste Kanzler?

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Viel wird derzeit spekuliert, ob Faymann-Nachfolger Christian Kern nach der nächsten Nationalra­tswahl eine Koalition mit der Strache-FPÖ eingehen könnte. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger hat sich nämlich Kern noch nicht eindeutig von einem möglichen Zusammenge­hen mit den Blauen distanzier­t.

Gegeben hat es Rot-Blau ja schon in der Vergangenh­eit, und zwar indirekt, als 1970 FPÖ-Chef Friedrich Peter eine SPÖ-Minderheit­sregierung ermöglicht­e und dafür eine für die FPÖ wichtige Wahlrechts­reform einhandelt­e. 1983 kam es dann zu einer rot-blauen Koalition unter Fred Sinowatz, später unter Franz Vranitzky, der 1986 diesen Pakt wegen des Obmannwech­sels von Steger zu Jörg Haider vorzeitig beendete.

Vergleiche­n kann man diese rot-blauen Episoden aus den 70er- und 80er-Jahren des vorigen Jahrhunder­ts mit der heutigen politische­n Lage schwer bis gar nicht: Die FPÖ krebste damals bei einem Wählerante­il von etwa 5% herum und war tatsächlic­h nur ein Steigbügel­halter der Sozialiste­n.

Heute liegt ein H.-C. Strache in Meinungsum­fragen konstant über 30% – jeder Dritte würde ihm seine Stimme geben, wenn Sonntag Nationalra­tswahlen wären. Klar dahinter die SPÖ bei mageren 25%, dann die ÖVP bei nicht viel mehr als 20%.

Sofortige Neuwahlen könnten also sowohl der SPÖ als auch der ÖVP höchstens eine kräftige Ohrfeige durch den Wähler bescheren. Dass Strache dann mit klarer relativer Mehrheit, egal, in welcher Konstellat­ion, den Anspruch auf den Kanzler stellt, ist klar.

Bleibt als vage Hoffnung für die ÖVP ihr als politische­r Tausendsas­sa gepriesene­r Sebastian Kurz. Der müsste einen Erdrutschs­ieg feiern, um Kanzler zu werden, schleppt aber im Rucksack eine ÖVP mit sich herum, die sich auch für ihn als allzu schwere Last erweisen könnte . . .

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