Kronen Zeitung

Syrien: Putins Vernichtun­gswalze

Aleppo wird für Assad niedergebo­mbt wie vormals Grozny in Tschetsche­nien

- Kurt Seinitz

Wien . – Die Tragödie von Aleppo in dem brutalen Großangrif­f der syrisch-russischen Luftwaffe erinnert an Putins „Methode Tschetsche­nien“um die Jahrtausen­dwende, als die Hauptstadt Grozny dieser russischen Teilrepubl­ik in dem Großangrif­f gegen die Rebellen dem Erdboden gleichgema­cht worden war.

Wie seinerzeit in Tschetsche­nien werden in Aleppo internatio­nal geächtete Waffen eingesetzt wie Clusterbom­ben oder Fassbomben. Ihr Einsatz (auch gegen Spitäler) verbreitet Terror zugunsten des militärisc­hen Vorteils.

Der Kremlchef nützt die politisch günstige Stunde für die ultimative Hilfe an das Assad-Regime zur Eroberung der zweitgrößt­en syrischen Stadt Aleppo, auch wenn Tausende Zivilisten grausam sterben müssen: Die USA rudern nach jahrelang verfehlter Syrienpoli­tik hilf- und ratlos herum; die Obama-Regierung ist nur noch drei Monate im Amt; der Präsident selbst eine zuletzt vom Kongress schwer gedemütigt­e sogenannte „lame duck“(lahme Ente).

Kreml warnt USA vor Kurzschlus­shandlung

Im Weißen Haus herrscht Panikstimm­ung vor dem Verlust Syriens an Russland. Vorsichtsh­alber hat der russische Außenminis­ter Lawrow Washington vor einer militärisc­hen Kurzschlus­shandlung in der jetzigen Situation gewarnt: US-Luftangrif­fe auf syrische Regierungs­truppen würden unabsehbar­e Konsequenz­en haben.

Eine militärisc­he Konfrontat­ion der beiden Mächte rückt sogar in den Bereich der Möglichkei­t. Zwischen Washington und Moskau herrscht jetzt schon Säbelrasse­ln wie seit dem Zusammenbr­uch der Sowjetunio­n nicht mehr.

Im Klartext: Jahrelang haben die USA dem Krieg in Syrien zugeschaut. Jetzt, wo es zu spät ist, noch militärisc­h einzugreif­en, wäre der schwerste aller Fehler. Wie sagte doch Michail Gorbatscho­w: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben . . .

Newspapers in German

Newspapers from Austria