Kronen Zeitung

Lustiger Zickenkrie­g

Volkstheat­er: Molières „Menschenfe­ind“

- Stefan Musil

It’ s Party time: Mit Molièr es„ Menschenfe­ind“gelingt dem Volkstheat­er ein flott-leichter und geistreich­er Komödienab­end. Der junge, 1992 in Voitsberg geborene Felix Hafner holt mit leichter Regie-Hand Molière geschickt ins Heute. Das Ensemble, angeführt von Menschenfe­ind Lukas Holzhausen, schlägt sich prächtig.

Da defilieren sie, die Damen und Herren. Die quer über die Bühne geschwunge­ne Treppe hinab und in den Bühnenbode­n hinein, wo Stufen, vorne an der Rampe, ins Off führen. Sie kehren wieder, drehen ihre Runden auf dem immer gleichen Catwalk der Eitelkeite­n. Diese Typen, die uns so schrecklic­h nah sind. Das verlogene Gesellscha­ftsspiel vor der ach so schönen Fassade, mit den ach so lieben Freunden. Bussi, Bussi, und hinterrück­s wird gelästert. Der „Menschenfe­ind“von 1666 funktionie­rt heute geschmiert wie am ersten Tag. Auch weil Jürgen Gosch und Wolfgang Wiens eine wunderbar gereimte Übersetzun­g anbieten.

Party im Volkstheat­er. Im silbrig grauen Raum (Bühne: Paul Lerchbaume­r, Kostüme: Werner Fritz), im Haus der Witwe Célimène, liegen Flaschen und Gläser zu Hauf herum. Inmitten grantelt Alceste, der Menschenfe­ind. Er fordert bedingungs­lose Wahrheit und eckt damit an, wo er kann.

Lukas Holzhausen, Senior im Ensemble, bringt das mit trockener Direktheit fein ins Spiel, das nicht mehr funktionie­ren will, wenn sich die Liebe einmischt. In der Gestalt der Witwe Célimène. Evi Kehrstepha­n spielt sie und die gesellscha­ftlichen Regeln kokett aus. So galant, wie das auch Acaste (Kaspar Locher) und Clitandre (Nils RoviraMuño­z) gelingt. Wobei Acaste sogar Éliante (Nadine Quittner) bekommt, was nette Pointen ergibt.

Der klebrige Zickenkrie­g entzückt, indem die wunderbare Birgit Stöger als frustriert­e Arsinoé die lebensfroh­e Witwe mit Konditorwa­re beschmiert. Rainer Galke hat seine Nummer, wenn er als Oronte ein Sonett vortragen muss, und Sebastian Klein steht als Menschenfe­ind-Freund gekonnt auf verlorenem Posten. Am Ende treten sie alle ab. Breit grinsend. Zurück bleibt Alceste. Der Mensch, der es mit Haltung versucht, die nicht sein darf.

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„Menschenfe­ind“: E. Kehrstepha­n, K. Locher, N. Rovira-Muñoz
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Evi Kehrstepha­n, Holzhausen

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