Himmelfahrt eines Fanatikers
Konzerthaus: Mendelssohns „Elias“unter Matthew Halls
Glanzvoller Saisonstart bei den Wiener Symphonikern: Der Engländer Matthew Halls, der bei Amsterdam Baroque, King’s Consort und Arts Florissant startete, führte im Konzerthaus mit Symphonikern, Singakademie und einem idealen Solistenquartett Mendelssohns gewaltiges Oratorium „Elias“auf.
Matthew Hall hat in Wien u. a. mit dem Concentus Musicus und den Tonkünstlern gearbeitet. 2015 debütierte er bei den Salzburger Festspielen, heuer folgt u. a. Mostly Mozart Festival in New York. Ein souveräner Könner mit Mut, sich auf spektakulär opernhaftes Klangtheater einzulassen.
Mit ungeheurer Energie inszeniert er gewaltige Orchester- und Chorentladungen, kostet aber auch lyrische Momente in den Solopartien mit berührender Sanftheit aus.
Mendelssohns „Elias“, 1846 in Birmingham uraufgeführt, bietet dafür das perfekte opernhafte Sujet: Der alttestamentarische Prophet Elias, der den Unglauben in Israel ausrotten will, die Baalspriester schlachten lässt und zuletzt zum Himmel auffährt, ist grandioses Theater – mit Michael Schade, Marlis Petersen magischen Momenten wie dem Regenwunder oder der Erscheinung Gottes.
Symphoniker und Singakademie haben das Werk hervorragend einstudiert, und Halls fand in ihnen engagierte Partner, mit denen er Monumentales gestaltet.
Für Höhepunkte sorgte dabei das Solistenquartett: Der Bassist Florian Boesch ist ein gewaltiger, dunkel orgelnder Prophet Elias, ein Fanatiker, der der Welt seinen Willen aufzwingen will. Beeindruckend das warme Timbre und die perfekte Diktion. Hervorragend: Marlis Petersen als um ihren Sohn trauernde Witwe mit leuchtendem Sopran, Christiane Stotijn als lyrische Königin und Widersacherin Elias’ und Michael Schade als prächtig singender Obadjah. Jubel!