Nerven aus dem Labor
Österreichische Forscher wandeln menschliche Haut- in Nervenzellen um
Die Alzheimer- oder die Parkinson-Krankheit wird durch den Verlust von Nervenzellen ausgelöst. Besonders problematisch bei der Behandlung von solchen neurodegenerativen Erkrankungen ist die geringe Fähigkeit des Gehirns, sich zu regenerieren. Anders als zum Beispiel Hautzellen werden abgestorbene Nervenzellen praktisch nicht nachgebildet.
Univ.-Prof. Dr. Georg Dechant vom Institut für Neurowissenschaften an der Medizinischen Universität Innsbruck stellt menschliche Nervenzellen in Zellkulturen her. „Dazu werden menschliche Hautzellen zunächst mithilfe einer vom japanischen Nobelpreisträger Shin’ya Yamanaka entwickelten Methode in ,induzierte pluri- potente Stammzellen‘ überführt. Diese werden dann in komplexen Behandlungsschritten darauf programmiert, sich in Nervenzellen umzuformen. So können im Prinzip beliebig viele Nervenzellen hergestellt werden“, erklärt Prof. Dechant. Der Forscher und sein Team untersuchen an solchen Kulturen die spezifischen biologischen Eigenschaften von menschlichen Nervenzellen. Derartige Studien mussten bisher mit tierischen Zellen durchgeführt werden, wobei die Ergebnisse häufig nicht direkt auf den Menschen übertragbar waren. In der personalisierten Medizin können Medikamente nun an Nervenzellkulturen vor ihrer Verabreichung auf ihre Wirksamkeit getestet und genetische Krankheitsursachen direkt an Nervenzellen aus betroffenen Patienten untersucht werden. „Für die Zukunft besteht die Hoffnung, dass abgestorbene Nervenzellen im Gehirn durch die Transplantation körpereigener Nervenzellen aus Kulturen ersetzt werden können“, so Dechant.
Bei der Entwicklung neuer Therapien für das Nervensystem arbeiten an der Medizinischen Universität Innsbruck Kliniken und Forschungsgruppen zusammen. Sie werden vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) gefördert.
Prof. Dechant bildet seit 2007 als Sprecher des Doktoratskollegs „Signalverarbeitung in Nervenzellen“exzellente österreichische und internationale Nachwuchswissenschafter aus. Im FWF-Spezialforschungsbereich „Chronische Erkrankungen des Nervensystems“untersucht er, wie die Funktion von Nervenzellen durch das Ablesen genetischer Information im Zellkern unterstützt wird.
Für die Zukunft besteht die Hoffnung, dass abgestorbene Nervenzellen im Gehirn durch Nervenzellen aus Kulturen ersetzt werden können.
Univ.-Prof. Dr. Georg Dechant