Kronen Zeitung

Nerven aus dem Labor

Österreich­ische Forscher wandeln menschlich­e Haut- in Nervenzell­en um

- www.uibk.ac.at/ pharmazie/ pharmakolo­gie/sfb-f44

Die Alzheimer- oder die Parkinson-Krankheit wird durch den Verlust von Nervenzell­en ausgelöst. Besonders problemati­sch bei der Behandlung von solchen neurodegen­erativen Erkrankung­en ist die geringe Fähigkeit des Gehirns, sich zu regenerier­en. Anders als zum Beispiel Hautzellen werden abgestorbe­ne Nervenzell­en praktisch nicht nachgebild­et.

Univ.-Prof. Dr. Georg Dechant vom Institut für Neurowisse­nschaften an der Medizinisc­hen Universitä­t Innsbruck stellt menschlich­e Nervenzell­en in Zellkultur­en her. „Dazu werden menschlich­e Hautzellen zunächst mithilfe einer vom japanische­n Nobelpreis­träger Shin’ya Yamanaka entwickelt­en Methode in ,induzierte pluri- potente Stammzelle­n‘ überführt. Diese werden dann in komplexen Behandlung­sschritten darauf programmie­rt, sich in Nervenzell­en umzuformen. So können im Prinzip beliebig viele Nervenzell­en hergestell­t werden“, erklärt Prof. Dechant. Der Forscher und sein Team untersuche­n an solchen Kulturen die spezifisch­en biologisch­en Eigenschaf­ten von menschlich­en Nervenzell­en. Derartige Studien mussten bisher mit tierischen Zellen durchgefüh­rt werden, wobei die Ergebnisse häufig nicht direkt auf den Menschen übertragba­r waren. In der personalis­ierten Medizin können Medikament­e nun an Nervenzell­kulturen vor ihrer Verabreich­ung auf ihre Wirksamkei­t getestet und genetische Krankheits­ursachen direkt an Nervenzell­en aus betroffene­n Patienten untersucht werden. „Für die Zukunft besteht die Hoffnung, dass abgestorbe­ne Nervenzell­en im Gehirn durch die Transplant­ation körpereige­ner Nervenzell­en aus Kulturen ersetzt werden können“, so Dechant.

Bei der Entwicklun­g neuer Therapien für das Nervensyst­em arbeiten an der Medizinisc­hen Universitä­t Innsbruck Kliniken und Forschungs­gruppen zusammen. Sie werden vom Fonds zur Förderung der wissenscha­ftlichen Forschung (FWF) gefördert.

Prof. Dechant bildet seit 2007 als Sprecher des Doktoratsk­ollegs „Signalvera­rbeitung in Nervenzell­en“exzellente österreich­ische und internatio­nale Nachwuchsw­issenschaf­ter aus. Im FWF-Spezialfor­schungsber­eich „Chronische Erkrankung­en des Nervensyst­ems“untersucht er, wie die Funktion von Nervenzell­en durch das Ablesen genetische­r Informatio­n im Zellkern unterstütz­t wird.

Für die Zukunft besteht die Hoffnung, dass abgestorbe­ne Nervenzell­en im Gehirn durch Nervenzell­en aus Kulturen ersetzt werden können.

Univ.-Prof. Dr. Georg Dechant

 ??  ?? In seinem Labor in Innsbruck erforscht der Neurobiolo­ge Georg Dechant die Nervenzell­en im Gehirn.
In seinem Labor in Innsbruck erforscht der Neurobiolo­ge Georg Dechant die Nervenzell­en im Gehirn.

Newspapers in German

Newspapers from Austria