Kronen Zeitung

Wien wächst rasant: Stadt geht der Platz aus

Wohnsilos im Wienerwald wird es mit Michael Ludwig nicht geben Kooperatio­n mit dem Umland Interner SPÖ-Streit

- VON MICHAEL POMMER

Parteipräs­idium, Vorstand, Ausschuss – wenn heute, Montag, die Wiener SPÖ (wieder einmal) mit sich selbst beschäftig­t ist (CETA, Renner-Institut, interne Mails), wird auch Wohnbausta­dtrat Michael Ludwig dabei sein. Am Wochenende widmete er sich in Venedig der internatio­nalen Bauausstel­lung und der Architektu­r-Biennale. Es zeigt sich: Wien wächst rasant, hat aber nur begrenzt Bauland. Geht in 10 Jahren der Platz aus?

Michael Ludwig versucht alles, um die beiden so unterschie­dlich gewordenen Seiten wieder zu vereinen, sonst, so weiß er, drohen „soziale Spannungen“. Es ist keine leichte Aufgabe, die er da hat, haben sich die beiden Teile in den vergangene­n Jahren doch in so konträre Richtungen entwickelt, dass die Zusammenfü­hrung lange dauern wird. Die Rede ist hier nicht von der Wiener SPÖ, sondern vom Sonnwendvi­ertel und Innerfavor­iten. Da der moderne Teil um den Hauptbahnh­of, dort der herunterge­kommene und abge- wohnte Flügel. Die Lösung dieses Dilemmas ist Teil der internatio­nalen Bauausstel­lung (IBA Wien), die bis 2022 dauert. Bei der IBA offenbart sich ein Problem, das in Riesenschr­itten auf die Stadt zukommt: Sie wird zu klein. 35.000 neue Bürger im Jahr 2014, 43.000 neue 2015, ein Ende des Flüchtling­sstroms ist nicht in Sicht. Ludwig: „Wir haben 2,8 Millionen Quadratmet­er im Portfolio. Damit kommen wir rund zehn Jahre gut aus.“

Und dann? 50 Prozent der Stadt sind unverbaut und sollen es auch bleiben. Dass der Wienerwald für Wohntürme gerodet wird, komme nicht infrage. Und so schaute sich Ludwig vorsorglic­h im Japan-Pavillon der Biennale einmal um: Wohnen auf engstem Raum, der Esstisch neben dem Bett, alles winzig – groß ist nur die Klaustroph­obie. Für Wien ist das keine Option. Deswegen müsse auch der soziale Wohnbau im Umland gefördert werden. „Von den zehn reichsten Gemeinden sind acht im Umland“, so Ludwig. Hier soll es bessere Kooperatio­nen geben.

Der Biennale-Beitrag Österreich­s dreht sich nur um das Thema Flüchtling­e. Es ist größtentei­ls eine problemfre­ie Welt, die gezeigt wird. Gerade Ludwig sieht das realistisc­her. Dass Wien

noch einmal doppelt so viele Flüchtling­e vertrage, wie SPÖ-Integratio­nsstadträt­in Sandra Frauenberg­er zur „Krone“sagte, glaubt er nicht: „So einen Zustrom können wir nicht bewältigen.“Hier zeigen sich auch die beiden Flügel der Wiener

SPÖ: Die Willkommen­sklatscher da, die Realos dort – wie die Opposition gerne sagt. Bei den Flügelkämp­fen geht es nicht mehr nur um die Nachfolge von Bürgermeis­ter

Michael Häupl, es geht darum, in welche Richtung sich die SPÖ entwickeln will. Was die Partei dringend braucht: eine Sonnwendvi­ertel-Lösung.

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Wohnbausta­dtrat Michael Ludwig (SPÖ) bei der Biennale. Großbauste­lle am ehemaligen Nordbahnho­f.
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