Simulant

„In unserm Haus is a Wirt“, erklärte Frau Stefanie R. vor dem Bezirksgericht, „und mei Mann hülft bei dem Wirtn manchmal als Schankbursch aus. Unlängst hat der Wirt a Hochzeit ghabt und hat mein Mann wieder ersucht, dass er eahm hülft. Als Vorschuss hat er eahm 100 Euro gebn.

Mei Mann hat mir 50 Euro gebn, mit dem andern Geld is er zu an Konkurrenzwirtn ganga. Nach a paar Stund is er hamkumma, hat se ins Bett ghaut und hat zu unsern Buam gsagt: ,Peter, geh zu unsern Wirtn obe und sag, dass i krank wordn bin. I kann eahm heut net hinter der Schank helfn. Bring mir a Stückl Hochzeitstortn mit, wanns scho fertig is.‘

Der Bua is ganga, und es hat kane zwa Minutn dauert, war der Wirt scho herobn: ,Was?‘, hat er gschrian, ,krank san S? A Stückl Hochzeitstortn wolln S? De Birn hau i Ihna ein, wann S net sofort aufstehn und zu mir obekumman! Vor aner Wäu hab i Ihna ohgstoppt, wia S von andern Wirtn außetamlt san. Gemma, gemma, kräuln S eine in de Unterhosn, und schlagn S a Fassl Bier an. De Hochzeitsmusi spült scho!‘

,Wia redn Se mit an krankn Menschn?‘, hat mei Mann gsagt. ,I könnt heut net amal mehr a Glasl in der Hand haltn, und da soll i a Fassl Bier anschlagn? Tuat ma lad, auf mi müassn S verzichtn. Steffi, drah des Liacht oh, i wüll schlafn.‘

Drauf is der Wirt handgreiflich wordn. ,Mei Vurschuss war Ihna recht zum Versaufn!‘, hat er gschrian und hat mein Mann bei de Haxn ausn Bett außeziagn wolln. ,Stengan S auf, Se Simulant, sunst mach i a Anzeige wegn Arbeitsverweigerung!‘ Natürlich hab i net zualassn, dass mei Mann ghaut wird. I hab den Wirtn von dem Bett weggrissn und hab eahm aus der Wohnung gstampert. Sunst hab i nix gmacht.“

„De Frau und der Lausbua habn mi hinterrücks angfalln“, sagte der Wirt als Kläger. „De Frau hat mi mit an Schammerl am Kopf gschlagn, der Bua hat mi bissn. I verlang meine 100 Euro zruck!“

Frau Stefanie wurde freigesprochen, weil sie nur den „Angriff“auf ihren Gatten abwehrte.

Die 100 Euro folgte sie nach der Verhandlung dem Gastwirten aus.