Gesunde Demut
Frühjahr 1993, der allererste Einsatz des Schreibers dieser Zeilen als „Krone“-Reporter: Im damaligen oberen Play off, also im Kampf um einen Platz in der höchsten Spielklasse Österreichs, empfängt der FavAC den VfB Mödling, einer der auffälligsten Spieler ist der 23jährige und pfeilschnelle Damir Canadi in den Reihen der Hausherren.
In seiner aktiven Karriere sollte er es dennoch nicht ganz nach oben schaffen. Weil er von einem schmerzhaften Hüftleiden gebremst wurde. Operation mit 30, Einstieg ins Berufsleben. „Ich war Hausbesorger, mir ging es sehr gut. Profitrainer zu werden“, denkt er heute zurück, „war deshalb eigentlich nie wirklich mein Plan.“Umso bemerkenswerter, dass er im Jahr 2016 trotzdem einer der Hauptverantwortlichen hinter der großen Sensation der Bundesliga ist: als Trainer!
Erfolge mit kleineren Klubs in Wien hatten Damir auf den Geschmack gebracht 2013 kam er nach Altach, 2014 stieg er mit den Vorarlbergern auf, jetzt liegt er auf Rang zwei. „Der Verein ist gesund gewachsen, und alle sind immer demütig geblieben“, versucht er, das Erfolgsrezept zu erklären. Am Geld kann der Höhenflug schließlich wirklich nicht liegen. Etwa 3,5 Millionen Euro beträgt das Budget für den Profikader nur. „Da waren mit Traustasson und Mocinic alleine zwei Rapidler, die beim 1:1 gegen uns auf der Bank saßen, teurer“, kann sich Canadi einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen.
Auch von den finanziellen Kräfteverhältnissen her drängt sich somit ein Vergleich mit Peter Stöger geradezu auf, der Köln in Deutschland ebenfalls sensationell ins absolute Spitzenfeld führte. Und da wie dort sollten sich deutlich reichere Klubs langsam fragen: Was machen die richtig und wir falsch?