Auf den Spuren eines Mörders
Vor einer Kinokasse stand vor einiger Zeit eine lange Menschenschlange. Es wurde ein sehr spannender Actionfilm gezeigt, und die Leute sicherten sich ihre Karten im Vorverkauf.
„I hab den Film scho amal gsehn“, sagte ein Mann zu einer vor ihm stehenden Frau. „Der Fülm is wirklich klass! Mi sehn S sunst des ganze Jahr in kan Kino, aber den schau i ma a zweits Mal an. Ka Mensch glaubat, dass der junge Mörder a Mörder is!“
„Gehn S, tan S net scho jetzt die Handlung verratn!“, meinte ein anderer Mann, der hinter dem Sprecher stand. „Wann S den Film scho gsehn habn, san S sche stad. Wann i jetzt scho waß, wer der Mörder is, interessiert mi der Film überhaupt nimmer!“
„Wer redt denn zu Ihna?“, entgegnete der andere. „Se sehn doch, dass i mit der Frau red. Wann S net wissn wolln, wer der Mörder is, hurchen S halt weg. Wo samma stehn bliebn, Schatzi?“
„Beim Mörder“, sagte die Frau. „Sagn S ma ruhig, wers is. Wenigstens reg i mi net so auf. I hab eh so schwache Nervn.“
„Na ja, wia gsagt“, sprach der Mann, der den Film schon gesehen hatte, weiter. „Der Junge is der Täter, und zwar ist der . . .“
„Ka Wurt mehr!“, brüllte der hinten stehende Mann. „San S ruhig oder i pick Ihna de Pappn zua! Unverschämtheit! Da gfreut ma se auf an Fülm, und dann haut an so a kindischer Depp de ganze Spannung zsamm! Ka feine Sache!“
Die Frau sagte als Zeugin zum Bezirksrichter: „Mei Nachbar hat den Herrn ignoriert und hat weitererzähln wolln. Auf amal fahrt eahm der Herr ins Gsicht und halt eahm mit der Hand in Mund zua. Der Herr hat a Riesenhand ghabt. Mei Nachbar hat aber in Mund wieder frei kriagt und hat gschrian: ,Der Gärtner is der Mörder!‘ Drauf hat eahm der Herr mit seiner großn Hand zwa äußerst schmerzhafte Ohrfeign gebn!“
„Herr Rat“, meinte der Beschuldigte, „sagn S ehrlich: Hat er de Watschn net verdient? Zwanzg Leut warn angstellt, und der Mensch hat mit seiner Plärrerei allen die Freud am Fülm verdurbn!“
Die Verhandlung wurde vertagt, weil der Geohrfeigte nicht erschienen war.