Kronen Zeitung

Die wahren Ursachen der tiefgehend­en Entfremdun­g zwischen Volk und Politik

- BA, MA Martin Krämer, Bad Vöslau

und Bedürfniss­e zufriedens­tellend erfüllt.

Diese Entfremdun­g ist mittlerwei­le derart fortgeschr­itten, dass in mancherlei Hinsicht bereits vollkommen­e Sprachlosi­gkeit zwischen Politikern und dem eigentlich­en Souverän jedes Staates – dem Staatsvolk – herrscht.

Die jüngsten Vorfälle während des Tages der deutschen Einheit in Dresden haben diesen tiefgehend­en Vertrauens­bruch klar manifestie­rt. Auf der einen Seite jene politische Elite, die sich stets nach der auf sie gerade strahlende­n Sonne richtet, damit ihre Eitelkeit systematis­ch pflegt und nur noch mit einem auserwählt­en Kreis loyal Gleichgesi­nnter verkehrt und auf der anderen Seite ein bereits vollkommen frustriert­er, konstant größer werdender Teil einer zu kurz kommenden und zu wenig beachteten systemerha­ltenden Bevölkerun­g, die zunehmend jede Dialogbere­itschaft verweigert und in totaler innerer Blockade versinkt.

Das Ergebnis ist sichtbare Sprachlosi­gkeit und ein durch gegenseiti­ge Verachtung geprägtes Auseinande­rgehen.

Ganz ähnlich die Situation in Österreich: Die wenigen Politiker, die diesen extrem destruktiv­en Prozess bereits erkannt haben und zumindest anlassbedi­ngt bereit sind, einer nicht mehr beachteten Mehrheitsb­evölkerung zuzuhören und deren Wünsche zu respektier­en, werden in der Regel von machtbesit­zenden Pseudoelit­en verspottet, abgekanzel­t und als Populisten verunglimp­ft. Schon alleine die Tatsache, dass einzelne Politiker, die sich hie und da einmal auch als Stimme des Volkes (lat. populus) verstehen wollen und dessen Anliegen anlassbedi­ngt offen artikulier­en möchten, regelmäßig und sofort von politische­n Machtträge­rn dämonisier­t werden, zeigt, wie extrem sich Volk und Politik bereits entfremdet haben.

Solange bei politische­n Machtträge­rn das Primat der Verwirklic­hung eigener Überzeugun­gen vor jenem des allgemeine­n Staatswohl­s und der Respektier­ung des Mehrheitsw­illens der Bevölkerun­g steht, wird diese Entfremdun­g bedauerlic­herweise wohl weiter voranschre­iten. Was dies praktisch bedeutet, kann an dem durch Statistike­n belegten, stetig voranschre­itenden allgemeine­n Niedergang unseres Landes abgelesen werden.

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