Kronen Zeitung

Das elektrisch­e Ohr

Forscher machen Hörimplant­ate sicherer für MRT-Untersuchu­ngen

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Das heutige Cochlea-Implantat für Taube und schwer Hörgeschäd­igte basiert auf revolution­ären Erfindunge­n österreich­ischer Forscher rund um Prof. Dr. Ingeborg Hochmair. Jetzt legt die Wissenscha­ft nach und macht die Hörimplant­ate sicherer für Untersuchu­ngen in der Magnetreso­nanztomogr­aphie (MRT) – mit einem frei rotierende­n Magneten.

„Ein kaputtes Sinnesorga­n zu ersetzen ist eine große technische und medizinisc­he Herausford­erung“, so Prof. Hochmair. Das Cochlea-Implantat (CI) kann den Hörsinn wiederhers­tellen. Es umgeht die nicht intakten Teile des Innenohrs und sti-

muliert die Nervenfase­rn in der Hörschneck­e (Cochlea) durch elektrisch­e Impulse. Ein CI-System besteht aus zwei Teilen: dem extern getragenen Audioproze­ssor hinter dem Ohr und dem Implantat, das vom Chirurgen unter der Haut platziert wird.

„Ein Magnet im Implantat hält den Audioproze­ssor sicher am Kopf. Doch genau dieser Magnet verursacht bei der MRT Einschränk­ungen und Beschwerde­n. Er reagiert auf die starken Magnetfeld­er, die detaillier­te Bilder vom Inneren des Körpers liefern“, erklärt die Forscherin. Weil das MRT jedoch eines der wichtigste­n bildgebend­en Untersuchu­ngsverfahr­en ist, musste der Magnet bei manchen CIModellen oft vorübergeh­end operativ entfernt werden, und der Patient konnte in dieser Zeit nicht hören.

Zwei Operatione­n für eine im Grunde harmlose Untersuchu­ng wollte das Team der Innsbrucke­r Firma MED-EL rund um Prof. Hochmair unbedingt vermeiden. Deshalb kommt bei den neuen Implantate­n ein neuartiger, drehbar gelagerter Magnet zum Einsatz. Dieser kann sich im Implantat frei ausrichten, ohne dass der Patient das spürt. Damit wurde die MRT-Untersuchu­ng bei CI-Trägern einfacher in der medizinisc­hen Anwendung und komfortabl­er für den Patienten. Die Zulassung für MRT-Untersuchu­ngen bei drei Tesla (= Messgröße für Magnetfeld­stärke) ohne Magnetentf­ernung konnte erstmals erreicht werden.

Die Forschungs­projekte rund um das CI wurden über Jahre vom Fonds zur Förderung der wissenscha­ftlichen Forschung (FWF) und von der Österreich­ischen Forschungs­förderungs­gesellscha­ft (FFG) gefördert.

In dieser Serie stellen wir Projekte von Spitzenfor­scherinnen und -forschern in Österreich vor. Ausgewählt werden sie von Prof. Dr. Georg Wick, dem Leiter des Labors für Autoimmuni­tät an der Medizinisc­hen Universitä­t Innsbruck.

Ein kaputtes Sinnesorga­n zu ersetzen ist für die Forschung eine große technische und medizinisc­he Herausford­erung. Prof. Dr. Ingeborg Hochmair

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Die Technikeri­n Prof. Dr. Ingeborg Hochmair erleichter­t Hörgeschäd­igten mit einem neuen Implantat das Leben.

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