Rollen im Rolls
Unterwegs im neuen RR Cabriolet Dawn: Auf den Chauffeur kann getrost verzichtet werden, auf Eile auch
Die allermeisten Eigentümer logieren hinten, einige wenige – wie gekrönte Häupter – noch weiter hinten in einer verlängerten Sonderanfertigung. Rolls-Royce hat sich seit jeher als Hersteller luxuriöser Chauffeurlimousinen ver- standen (der heuer eingestellte Phantom ist das Beispiel schlechthin, 2018 wird der Klassiker neu aufgelegt). Aber es geht auch anders: Seit BMW 2003 das einstige Nationalheiligtum der Briten übernommen hat, gibt es auch etwas mit der Marketing-Bezeichnung „Selbstfahrerautos“: sportliche, dynamische, agile Modelle, vielfach Zweit- oder Drittwagen, die eben vom Besitzer persönlich bewegt werden. Zwischen 8000 und 12.000 km legt ein Rolls-Eigner damit im Jahr zurück. Verantwortlich dafür sind die nunmehr verbliebenen Baureihen Ghost als vorläufig einziger RR mit vier – gegenläufig angeschlagenen – Türen und das Coupé Wraith. Die Befeuerung stammt aus dem BMW-Fundus, V12-Motoren mit 601 bzw. 632 PS.
Dass die Modernisierung bzw. Verjüngung der Modellpalette der richtige Ansatz war und ist, zeigt ein Blick in die Absatzstatistik: Kam man 2003 lediglich auf ganze 300 Einheiten, waren es 2007 bereits mehr als 1000 und nur sieben Jahre später 4063 Stück – das beste Ergebnis in der Geschichte von Rolls-Royce Motor Cars. Und das nagelneue Cabriolet Dawn mit 571 PS (und einer neuen Bestmarke bei den Vorbestellungen) sowie das 2018 debütierende SUV werden wohl einen weiteren Schub im Verkauf auslösen.
Für gehörig Vortriebskraft sorgt der Motor im Dawn (ab EUR 277.000,– netto). Der V12 blubbert nicht so, als würde hier ein 6,6-Liter-Murl werken. Einzig beim Kickdown kommt klanglich das volle Volumen (und selbstredend die Power) zur Geltung. Zwei-, dreimal ausprobiert und wieder zurück in die Tiefenentspannung. Eile, gar Stress? Was ist das? Rollen im Rolls, abschalten ohne auszuschalten, das ist es! Selbst der lästige Traktor will nicht überholt werden. Vielmehr erfreut man sich am architektonisch einzigartigen Interieur, an der ArmaturenLandschaft. Nach einigen Stunden ist klar: Auch das Selbstfahren hat seinen Reiz, der Chauffeur kann öfters frei machen.