Armide, Chefin im Islamischen Staat?
Die Muslime erobern die Staatsoper! Und die Zauberin Armide mit guten Geschäftskontakten zur Hölle – ist da der IS gemeint? – ist eigentlich ein junger Soldat, unter dessen terroristischem Regiment selbst die Helden zittern: In der Staatsoper hatte Glucks „Armide“in Ivan Alexandres Regie unter Marc Minkowski Premiere.
Musikalisch gelang Marc Minkowski eine ausgezeichnet ausbalancierte Aufführung, in der er mit seinen Musiciens du Louvre Glucks oft spröde wirkende Partitur effektvoll zum Leuchten bringt. Der französische Klang, der die Pariser und Königin Marie Antoinette bei der „Armide“-Uraufführung 1777 bezauberte, besonders die lyrischen Streicherpartien, gelingen in delikater Farbigkeit. Musikalisch eindrucksvoller Liebeszauber. Minkowski und Regisseur Ivan Alexandre haben kräftig gekürzt. Was die oft ausufernden Szenen wohltuend rafft.
Die Besetzung lässt kaum einen Wunsch offen: Gaëlle Arquez ist eine attraktive, auch als Soldat forsch überzeugende Armide mit Stimmkultur, feinem Ausdruck und sicheren Koloraturen. Stanislas de Barbeyracs heller Tenor gefällt durch sein warmes Timbre und feine Ausdrucksmomente in den Liebesszenen.
Verlässlich kultiviert das übrige Ensemble: Bror Magnus Tødenes (Artémidor), Gabriel Bermúdez (Ubalde), Stephanie Houtzeel (Hass) sowie Olga Bezsmertna, Hila Fahima u. a.
Armide – ein junger Soldat! Klingt eigenwillig, originell, aufmüpfig! Doch leider ist das eine der wenigen Überraschungen, die Ivan Alexandres etwas steife Inszenierung zu bieten hat. Zu statisch wirken die Szenen, eingepfercht in PierreAndré Weitz’ rostigen Stahlgitterkäfig mit verschließbaren goldenen Blechplatten, der sich bei jeder Gelegenheit dreht, die Sänger unentwegt treppauf, treppab eilen lässt und erst beim Brand der Festung zum Finale interessant wird.
Das Publikum jubelte!