Wir sind es uns schuldig
Das war mehr als ein gelungenes TV-Experiment. „Terror – Ihr Urteil“wird wohl noch lange für Diskussionsstoff sorgen. Von der herausragenden Inszenierung und tollen glaubwürdigen Schauspielern einmal abgesehen. Weil es um mehr geht als um die Frage schuldig oder nicht schuldig. Ich gehörte
auch zur Mehrheit, die sich für Freispruch entschieden hat. Eine zweite Frage hab ich mir auch schon selbst beantwortet. Würde ich in einer Ausnahmesituation auch mein Gewissen und kein Gesetz entscheiden lassen, selbst wenn ich für meine Entscheidung verurteilt werde und ins Gefängnis muss? Die Antwort ist ein klares Ja. Machen wir uns nichts vor. Wir alle sind Menschen. In einer Ausnahmesituation werden wir immer kurzfristig persönliche Entscheidungen treffen und nicht einen kaum verfügbaren Gesetzestext lesen.
Dieser Film wirft meiner Meinung aber auch noch einige andere brennende Fragen auf. Die Verfassung und ihre Gesetze sind in Stein gemeißelt? Nein, da sie jederzeit angepasst, korrigiert und ergänzt werden können. Wenn also eine wesentliche Aufgabe von Politik ist, die Interessen des Landes und seiner Bürger zu schützen, dann muss die Politik auch dafür sorgen, dass unsere Verfassung für die bestmögliche Sicherheit seiner Bürger stehen muss. Auch beim Thema Terror und dessen Bekämpfung können wir leider überhaupt nicht davon reden, dass die Regierung ihre Hausaufgaben gemacht hat.
Es war ein Film über eine Extremsituation zu einem Thema, das derzeit wohl alle bewegt. Es war aber auch ein Film wie ein Alarmsignal. Sich Zeit für die Gegenwart und ihre Zusammenhänge zu nehmen. Uns eine eigene persönliche Meinung bilden, um über Ereignisse und politische Entscheidungen urteilen zu können. Wir sind es uns schuldig, auch wenn es nicht immer angenehm ist, uns gefälligst die Zeit dafür zu nehmen. Denn es ist unsere Zukunft, die viel zu oft mit Füßen getreten wird. Auch das sollte uns dieser Justiz-Film neben vielen anderen Dingen mit auf unseren Lebensweg geben. Hoffentlich. Christian Stafflinger, Linz