Verletzter Stolz
Die Politik, auch die internationale Politik zwischen Staaten oder Machtblöcken, funktioniert im Prinzip genauso wie die Beziehung zwischen zwei Menschen. Sie ist geprägt von Geben und Nehmen, von gegenseitiger Achtung oder Missachtung, von Rücksichtnahme oder forschem MachoAuftreten und damit eben von Emotionen.
Das Selbstbewusstsein, mit dem Putin derzeit auf der Weltbühne agiert, kann man ruhig mit solchen Macho-Attitüden vergleichen. Es ist geprägt von der rücksichtslosen Durchsetzung eigener Interessen. Und sei es mit Gewalt oder auf Kosten der eigenen Wirtschaft und damit der russischen Bevölkerung.
Der Hintergrund für dieses Auftreten Russlands aber ist verletzter Stolz. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion hatte Moskau auf einmal seine bestimmende Rolle als Gegenpart der USA im Kalten Krieg verloren. Die Weltmachtstellung war dahin.
Aber statt den Russen bei der Etablierung eines demokratischen Systems und dem Aufbau ihrer Wirtschaft in aller Freundschaft unter die Arme zu greifen, genoss der Westen, allen voran die USA und die NATO, die Schwäche der zerbröselten Union. Und zeigte das den Russen deutlich.
Auch Putin persönlich bekam das zu spüren. Und er setzte sich ein Ziel: Russland wieder stark zu machen und zurückzuführen auf die Weltbühne.
Das ist ihm gelungen, auch wenn das im Westen viele noch immer nicht hören wollen. Und die Russen lieben Putin dafür.