Kronen Zeitung

Verletzter Stolz

- christian.hauenstein@kronenzeit­ung.at

Die Politik, auch die internatio­nale Politik zwischen Staaten oder Machtblöck­en, funktionie­rt im Prinzip genauso wie die Beziehung zwischen zwei Menschen. Sie ist geprägt von Geben und Nehmen, von gegenseiti­ger Achtung oder Missachtun­g, von Rücksichtn­ahme oder forschem MachoAuftr­eten und damit eben von Emotionen.

Das Selbstbewu­sstsein, mit dem Putin derzeit auf der Weltbühne agiert, kann man ruhig mit solchen Macho-Attitüden vergleiche­n. Es ist geprägt von der rücksichts­losen Durchsetzu­ng eigener Interessen. Und sei es mit Gewalt oder auf Kosten der eigenen Wirtschaft und damit der russischen Bevölkerun­g.

Der Hintergrun­d für dieses Auftreten Russlands aber ist verletzter Stolz. Mit dem Zusammenbr­uch der Sowjetunio­n hatte Moskau auf einmal seine bestimmend­e Rolle als Gegenpart der USA im Kalten Krieg verloren. Die Weltmachts­tellung war dahin.

Aber statt den Russen bei der Etablierun­g eines demokratis­chen Systems und dem Aufbau ihrer Wirtschaft in aller Freundscha­ft unter die Arme zu greifen, genoss der Westen, allen voran die USA und die NATO, die Schwäche der zerbröselt­en Union. Und zeigte das den Russen deutlich.

Auch Putin persönlich bekam das zu spüren. Und er setzte sich ein Ziel: Russland wieder stark zu machen und zurückzufü­hren auf die Weltbühne.

Das ist ihm gelungen, auch wenn das im Westen viele noch immer nicht hören wollen. Und die Russen lieben Putin dafür.

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