Kronen Zeitung

„Wir wollen im Grunde nur eine Entschuldi­gung“

Auftakt im Prozess um vertauscht­e Babys in Graz Keine Einigung Familie Grünwald klagt Spital auf 90.000 Euro, aber:

- VON BARBARA WINKLER

Keine Einigung ist im Fall der vertauscht­en Babys in Graz in Sicht – das wurde beim Prozessauf­takt am Mittwoch schnell klar. Das Krankenhau­s schaltet auf stur und lehnt einen Vergleich kategorisc­h ab. Es geht um einen Schadeners­atz in der Höhe von 90.000 Euro, viel mehr noch aber um eine einfache Entschuldi­gung.

„Doris war so ein kleines Zwutschger­l, ihre Finger waren beinah so filigran wie Streichhöl­zer“, erinnert sich Josef Grünwald noch ganz genau an die erste Begegnung mit seiner Tochter. Am 31. Oktober 1990 wurde Doris im LKH Graz geboren. Da sie ein Frühchen war und Mutter Evelin ihr Kind mittels Kaiserschn­itt entband, bekamen die Eltern ihre Tochter erst einen Tag nach der Geburt zu Gesicht. Dass die Verwechslu­ng nur in diesen ersten Stunden passiert sein kann, steht für die steirische Familie fest: „Ab dem Zeitpunkt, an dem wir unser Baby das erste Mal im Arm gehalten haben, ist eine Verwechslu­ng ausgeschlo­ssen“, betonen die Eltern im Gespräch mit der „Krone“.

Umso verwunderl­icher für alle Beteiligte­n beim Zivilproze­ss-Auftakt in Graz, dass die Betreiberi­n des Krankenhau­ses, die KAGes, einen Vergleich kategorisc­h ablehnte. „Wir sehen keine Grundlage für eine Schadeners­atzzahlung“, sagte ihr Rechtsvert­reter Robert Wiesler. Es gebe schlicht keine Beweise dafür, dass das Neugeboren­e im LKH vertauscht wurde.

„Wie können Sie nur so siegessich­er sein?“, war Richterin Andrea Altinger sichtlich irritiert. Gunther Ledolter, Anwalt der Familie Grünwald, legte nach: „Beschreibe­n Sie mir ein konkretes Szenario, wo und wie das Kind Ihrer Meinung nach außerhalb des Spitals vertauscht worden sein könnte! Glauben Sie etwa, dass meine Mandanten vom

Spielplatz oder von der Bushaltest­elle mit einem anderen Baby nach Hause gegangen sind?“– „Es gibt nichts, was es nicht gibt“, antwortete der Anwalt des Grazer Spitals lapidar.

Dabei fordert die steirische Familie wirklich keine Unsummen: 30.000 Euro Schadeners­atz pro Person, also für Vater, Mutter und Kind insgesamt 90.000 Euro. „Das Geld ist für uns nebensächl­ich. Noch viel wichtiger wäre uns eine einfache Entschuldi­gung. Die haben wir bislang nicht bekommen“, zeigt sich Familie Grünwald nach der Verhandlun­g enttäuscht. Fortsetzun­g am 19. Dezember.

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 ??  ?? Evelin (li.) und Doris Grünwald erfuhren 2012 zufällig davon, dass sie nicht verwandt sind. Oben ihr Anwalt Gunther Ledolter.
Evelin (li.) und Doris Grünwald erfuhren 2012 zufällig davon, dass sie nicht verwandt sind. Oben ihr Anwalt Gunther Ledolter.

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