„Wir wollen im Grunde nur eine Entschuldigung“
Auftakt im Prozess um vertauschte Babys in Graz Keine Einigung Familie Grünwald klagt Spital auf 90.000 Euro, aber:
Keine Einigung ist im Fall der vertauschten Babys in Graz in Sicht – das wurde beim Prozessauftakt am Mittwoch schnell klar. Das Krankenhaus schaltet auf stur und lehnt einen Vergleich kategorisch ab. Es geht um einen Schadenersatz in der Höhe von 90.000 Euro, viel mehr noch aber um eine einfache Entschuldigung.
„Doris war so ein kleines Zwutschgerl, ihre Finger waren beinah so filigran wie Streichhölzer“, erinnert sich Josef Grünwald noch ganz genau an die erste Begegnung mit seiner Tochter. Am 31. Oktober 1990 wurde Doris im LKH Graz geboren. Da sie ein Frühchen war und Mutter Evelin ihr Kind mittels Kaiserschnitt entband, bekamen die Eltern ihre Tochter erst einen Tag nach der Geburt zu Gesicht. Dass die Verwechslung nur in diesen ersten Stunden passiert sein kann, steht für die steirische Familie fest: „Ab dem Zeitpunkt, an dem wir unser Baby das erste Mal im Arm gehalten haben, ist eine Verwechslung ausgeschlossen“, betonen die Eltern im Gespräch mit der „Krone“.
Umso verwunderlicher für alle Beteiligten beim Zivilprozess-Auftakt in Graz, dass die Betreiberin des Krankenhauses, die KAGes, einen Vergleich kategorisch ablehnte. „Wir sehen keine Grundlage für eine Schadenersatzzahlung“, sagte ihr Rechtsvertreter Robert Wiesler. Es gebe schlicht keine Beweise dafür, dass das Neugeborene im LKH vertauscht wurde.
„Wie können Sie nur so siegessicher sein?“, war Richterin Andrea Altinger sichtlich irritiert. Gunther Ledolter, Anwalt der Familie Grünwald, legte nach: „Beschreiben Sie mir ein konkretes Szenario, wo und wie das Kind Ihrer Meinung nach außerhalb des Spitals vertauscht worden sein könnte! Glauben Sie etwa, dass meine Mandanten vom
Spielplatz oder von der Bushaltestelle mit einem anderen Baby nach Hause gegangen sind?“– „Es gibt nichts, was es nicht gibt“, antwortete der Anwalt des Grazer Spitals lapidar.
Dabei fordert die steirische Familie wirklich keine Unsummen: 30.000 Euro Schadenersatz pro Person, also für Vater, Mutter und Kind insgesamt 90.000 Euro. „Das Geld ist für uns nebensächlich. Noch viel wichtiger wäre uns eine einfache Entschuldigung. Die haben wir bislang nicht bekommen“, zeigt sich Familie Grünwald nach der Verhandlung enttäuscht. Fortsetzung am 19. Dezember.