Kronen Zeitung

Ihr sollt es einmal besser haben

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Ihr sollt es einmal besser haben. Worte jener Generation, die ihre Kindheit und Jugend durch zwei Weltkriege verloren hat. Ihr sollt es einmal besser haben. Ausdruck der Fürsorge für ihre Nachkommen. Trotz der Mühsal und Entbehrung­en haben sich unsere Eltern und Großeltern den Herausford­erungen gestellt und den Acker neu bestellt. Sie haben ihren Nachkommen Werte wie Sparsamkei­t, Zusammenge­hörigkeit, Dankbarkei­t, Rücksichtn­ahme, Respekt und vor allem das Gefühl für Solidaritä­t und Verantwort­ung vermittelt. Der Gabentisch zu Weihnachte­n war zwar spärlich bestückt, selbst gebackene Kekse, gestrickte Socken von Oma und vielleicht ein kleiner Teddybär, aber man war dennoch zufrieden. Und so war auch die Nachkriegs­generation bemüht, für ihre Nachkommen das Werk der Eltern fortzusetz­en. Schließlic­h sollten auch sie es einmal besser haben.

Und wie gehen wir mit dem Erbe unserer Ahnen um? Wie sind die Zukunftsau­ssichten unserer Nachkommen? Welche Werte und Visionen vermitteln wir unseren Kindern?

Wir hinterlass­en einen Berg von Schulden. Wir hinterlass­en ein Heer von Arbeitslos­en. Jährlich verlassen mehr und mehr Analphabet­en unsere Schulen. Eine Berufsausb­ildung anzustrebe­n – wozu? Seinen Lebensunte­rhalt selbst verdienen – wozu? Das soziale Netz ist so dicht, dass sich eine geregelte Arbeit erübrigt. Leistungsd­enken ist unerwünsch­t. Wir steuern einer leistungsl­osen Gesellscha­ft entgegen.

Autoritäte­n (Lehrer, Polizei) anzuerkenn­en gerät zunehmend ins Wanken. Die Hemmschwel­le, seinen Frust durch rohe Gewalt gegen Mitbürger (auch gegen die Polizei) abzureagie­ren, ist sehr niedrig. Egoismus ist an der Tagesordnu­ng. Jeder ist sich selbst der Nächste. Werte, an denen sich die Kriegs- und Nachkriegs­generation noch orientiert­e, sind nur noch Lippenbeke­nntnisse. Die Realität steht diesen diametral entgegen.

Während andere Länder sich den Herausford­erungen der Zukunft stellen und Maßnahmen setzen, ihre Eigenständ­igkeit, ihre Kultur, ihre Errungensc­haften zu pflegen, übt sich Österreich­s gutmenschv­ergewaltig­te Gesellscha­ft darin, unser Erbe, unsere Eigenständ­igkeit, unsere Kultur zu verleugnen sowie unsere Errungensc­haften zu verschleud­ern. Es fehlt an allen Ecken und Enden. Es fehlt an Geld, an Visionen, an Innovation­en, vor allem aber fehlt es an Rückgrat und Durchsetzu­ngsvermöge­n gegenüber all jenen, die glauben, Österreich maßregeln, ausnützen und ausbeuten zu können. Ihr sollt es einmal besser haben.

Bleibt nur die Frage zu klären, wer jetzt mit ihr gemeint ist? Harald Neschkudla, Wien

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Mit den Worten „Ich kann euch zu Weihnachte­n nichts geben, ich kann euch für den Christbaum, wenn ihr überhaupt einen habt, keine Kerzen geben, kein Stück Brot, keine Kohle zum Heizen, kein Glas zum Einschneid­en. Wir haben nichts. Ich kann euch nur...
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