Die Wahrheit tut manchmal weh
„Herr Rat“, sagte der 41jährige Angestellte Friedrich S. zum Bezirksrichter. „Lassn S des Fräuln hamgehn! Wann i des Fräuln heut anschau, tuats ma direkt lad. So fesch wars damals in der Nacht, wia a Mannequin hats ausgschaut. Und jetzt, wo’s wegn mir scho vierzehn Tag im Häfn sitzt, schauts aus wia a junge Hex. Des is de Wahrheit, aa wenn die Wahrheit manchmal wehtuat, muass i des sagen. De junge Dame braucht dringend Erholung und ghört sicher net ins Gefängnis, eher in an Wellness-Tempel zur Erholung. Ja, ja! Des macht des Zellenleben mit den Hautzellen!
Also, des war damals so: I steh bei an Würstelstandl und iss a Paar Debreziner. Kummt des Fräuln zuwe und fragt mi, ob i mitgehn wüll. Frag i drauf: ,Wohin soll i denn mitgehn, Fräulein?‘
Sagt sie: ,Des werdn S scho sehn. Es wird Ihna scho gfalln.‘ ,Na guat‘, sag ich drauf. ,Geh i halt mit. Aber lassn S ma gschwind meine Würtschln fertig essen. Auf die freu i mi scho so sehr.‘
I iss drauf gschwind fertig, und sie is derwäu auf- und ohganga. Dann sag i zu ihr: ,So, jetzt könn ma gehn. Wo gemma denn hin?‘
Mant se: ,No, wo wer ma scho hingehn! Wia vül Geld hast denn dabei?‘
I schau drauf in mei Börserl und sag: ,Fünfzig Euro!‘
Drauf wird des Fräuln fuchsteifelswüld und schreit: ,Du Pülcher! Wüllst mi pflanzn? Du bist total pleite und lasst mi a halbe Stund wartn, bis du dei Burnheidl owegschluckt hast? Reiß oh, sunst richt i di her, dass di dei Alte nimmer derkennt!‘
I wüll ihr drauf was in Ruhe erwidern, und in dem Moment hats ma scho ane mitn Handtaschl gebn. So schnell hab i gar net schaun können.
Der Würtschlmann hat a Glockn unterm Pult ghabt. Mit der hat er zum Läutn angfangt und sofort is a junger Polizist kumma. Der hat des Fräulein mitgnumma. Lassn S es hamgehn, Herr Rat! I wüll mirs wegn dera bleden und unnötigen Angelegenheit net mit den netten Damen in der Stadt verderbn!“
Gudrun N. wurde schließlich vor Gericht zu 48 Stunden Arrest verurteilt.