„Es wird wieder gut“
Durch einen Unfall verlor sie ihren Mann und ihre beid en Kinder. Barbara e Pachl-Eberhart schaffte „mit großer Dankbarkeit und viel Liebe“einen Neuanfang.
Es war der 20. März 2008, Frühlingsanfang. „Der Himmel war blau, die Welt war gut“, erinnert sich Barbara Pachl-Eberhart. „Plötzlich kam da dieser Anruf: ein schlimmer Unfall mit einem Clownbus. Ich hätte an diesem Tag Dienst als Clown im Grazer Krankenhaus gehabt. Ich fuhr hin, aber nicht als Clown, sondern um meine Kinder auf der Intensivstation in den Tod zu begleiten.“
Ihr Sohn (6), ihre Tochter (2) und ihr Mann starben zwischen Gründonnerstag und Ostermontag. Nur sie blieb am Leben. Was „am Leben sein“bedeuten soll, das habe sie erst wieder herausfinden müssen, erzählt sie im Gespräch mit der „Krone“.
Die 42-Jährige schildert, wie sie sich zurück ins Leben kämpfte. „Zunächst einmal habe ich mich versteckt. Gott sei Dank haben meine Freunde sich aber davon nicht verschrecken lassen – und mir Suppe, Blumen – ja sogar Geld gebracht.“
Neuanfang folgte sieben Jahre nach der Tragödie
Es gelang ihr, nach diesem unfassbaren Schicksalsschlag dem Leben versöhnlich die Hand zu reichen. Barbara Pachl-Eberhart schrieb Bü-
cher und hielt Vorträge, die anderen Menschen in Trauer und nach dem Verlust eines geliebten Menschen Halt geben. „Ich musste von Anfang an eine gute Balance finden. So richtig loslassen konnte ich lediglich in der Therapie – und zuhause.“
Dort gab es schon wenige Monate nach der Tragödie wieder einen Mann an ihrer Seite, den Schauspieler Ulrich Reinthaller. 2015 heiratete das Paar. Sie sei sich sicher, dass auch die drei verstorbenen Familienmitglieder zur Hochzeit Ja gesagt hätten, erzählte sie damals glücklich.
Heute arbeitet Barbara Pachl-Eberhart nicht nur mit Trauernden, sondern auch mit Menschen, die schreibend Kraft finden wollen. „Beim Schreiben hat alles Platz: Trauer und Glück, Schicksal und Dankbarkeit.“
Inzwischen hat sie einen Neuanfang ausgerufen, möchte noch mehr nach vorne blicken: „In mir hat sich vieles gut geordnet. Die Vergangenheit tut zu fünf Prozent weh, der Rest ist Dankbarkeit und Liebe. Mir ist wichtig, sagen zu dürfen: Es darf auch wieder gut sein – richtig gut!“
Wie das neue Lebensglück ihre Beziehung zu den Verstorbenen beeinflusst hat?
„Ulrich, mein neuer Mann, sagt immer: Wir sind eine Patchwork-Familie mit ein paar Unsichtbaren. Wer selbst Kinder hat, weiß, dass Liebe nicht weniger wird, wenn jemand dazukommt, den man auch liebt. Ganz im Gegenteil: Man liebt fast sogar noch mehr – jeden in seiner Einzigartigkeit.“
„Die Toten sind bei mir, wir leben jeden Tag zusammen“
Allerheiligen wird sie aber nicht auf dem Friedhof verbringen. „Dort gehe ich nicht hin. Denn meine Toten sind auch so immer bei mir, wir leben jeden Tag zusammen.“Religion heißt für sie: „Vertrauen, dass ich nicht alles wissen oder alleine schaffen muss. Dass neue Kraft kommt, auch wenn man gerade nicht ahnt, woher. Dieses Prinzip nenne ich Gott. Der Glaube daran macht mich zu einem geduldigen, offenen Menschen.“
Was rät Barbara Pachl-Eberhart ihren Mitmenschen in komplizierten Zeiten, die so vielen von uns Angst einjagen? „In meinen Vorträgen spreche ich vor allem darüber: Gerade das, was einem am meisten Angst macht, kann auch zur Quelle des größten Lebensmutes werden. Wenn ich Angst habe, schaue ich erst recht hin. Dann wird sie ganz klein und macht dem Leben Platz – dem echten Leben.“