Kraft der Trauer
Es kam ganz plötzlich, ohne Vorwarnung. Wenige Tage zuvor waren meine Herzensfreundin und ich uns lachend in den Armen gelegen. Die Worte sprudelten aus ihr heraus, sie war voller Pläne und Ideen. Wie immer rauschte Anna mit Vollgas durchs Leben – so, als ob sie wusste, dass ihr das Leben nicht viel Zeit lassen würde.
Und dann war sie eines Morgens nicht mehr da – mit 39 Jahren einfach für immer eingeschlafen. Der Schmerz darüber war so groß, dass kaum Platz zum Atmen blieb.
Zwei Jahre ist das nun her. In den ersten Monaten versuchte ich, jeden Gedanken an sie wegzudrängen. Zu groß war die Trauer, zu groß die Wut auf die Ungerechtigkeit des Lebens, der man sich hilflos beugen muss.
Doch langsam spürte ich, wie mich jede Erinnerung an Anna mit Wärme erfüllte. Aufgehört zu trauern habe ich nicht – die Trauer hat jedoch ihr Antlitz gewandelt.
Der Schmerz ist einer sanften Wehmut gewichen, getragen vom Glück der vielen gemeinsamen Momente, die gewesen sind.
Nicht nur zu Allerseelen gedenken wir all jener, die uns verlassen haben. Sie sind immer ein Teil von uns. Herbert Grönemeyer umschreibt dieses Gefühl in seinem Lied „Neuer Tag“sehr treffend: „Es ist ein klares Schwarz, das in mir verharrt, ständig versteckt und unbemerkt, es ist ein schmaler Moment, der zwar bitter brennt, der auch heilt und bestärkt.“
Und diese Kraft der Trauer ist irgendwie tröstlich.