Kronen Zeitung

Undercover-Agent jagt Tiermafia

Im Auftrag der Stadt Wien „Scheinkäuf­er“lässt illegalen Welpenhand­el auffliegen:

- VON ISABELLA KUBICEK

Er wurde einmal entführt, wird häufig bedroht, sein Name ist genauso geheim wie sein Gesicht – die „Krone“durfte sich trotzdem mit Undercover-Agent M. treffen. Sein streng geheimer Job: Im Namen der Stadt Wien trifft er sich mit Schmuggler­n der Tiermafia. Gerade vor Weihnachte­n ist er im Dauereinsa­tz.

„Drei Chihuahua-Männchen um je 250 Euro abzugeben“– Online-Anzeigen wie diese machen Philipp M. (Name geändert) stutzig. „Heimische Züchter verlangen ein Vielfaches“, erklärt er. Wie er in einem solchen Fall vorgeht, erzählt der 42-Jährige anhand eines Beispiels aus der jüngsten Vergangenh­eit: „Sofort kontaktier­te ich den Verkäufer. Zwei Polizisten in Zivil begleiten mich bei all meinen Einsätzen.“Am Treffpunkt musste das Geschäft schnell abgewickel­t werden, der Händler öffnete sofort den Kofferraum seines BMW. Winselnd saßen die Welpen auf einer verschmutz­ten Decke. Dann ging es noch schneller: Die Beamten stürzten sich auf den Verkäufer – er wurde sofort festgenomm­en. Denn: Für Private ist es verboten, Tiere im Netz anzubieten.

Nicht immer gehen die Einsätze so glimpflich aus, erinnert sich der Scheinkäuf­er. „Einmal flogen wir auf und der Händler entführte mich sogar. Der Wagen konnte aber zum Glück rasch gestoppt werden.“Was häufig vorkommt: Die Täter rasten komplett aus. Seit 2014 wurden dem Mitarbeite­r der Tierschutz-Ombudsstel­le Hunderte Welpen, Kätzchen, Reptilien und Vögel in Tiefgarage­n, Wohnungen und an Straßeneck­en angeboten. Allein im Vorjahr brachte die Stadt 60 Anzeigen ein, 35.000 Euro an Strafen wurden ausgestell­t. Die Aktion zeigt Wirkung: „Im ersten Halbjahr 2016 gingen die Online-Inserate stark zurück“, so Stadträtin Ulli Sima (SPÖ). Wenige Wochen vor Weihnachte­n warnt der Tierschütz­er vor den „Schnäppche­n“aus dem Internet: „Der Impfpass ist gefälscht, das Tier oft schwer krank. Sieben von 10 Welpen überleben das erste Jahr nicht.“

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200.000 Vierbeiner werden jedes Jahr nach Österreich geschmugge­lt – der Verkauf der Welpen findet auf Parkplätze­n oder in Parkanlage­n statt.
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Foto: Reinhard Holl Philipp M. macht Jagd auf Händler.

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