Kronen Zeitung

CETA-Unterschri­ft: Die EU-Spitze jubelt

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Der Jubel ist verständli­ch – und wie schnell es jetzt zur Unterschri­ft kam, zur vorläufige­n Anwendung, die real wohl eine endgültige ist. Die Gesichter von Tusk und Juncker sprechen Bände – so sehen erfolgreic­he Hütchenspi­eler aus. In den Konzernzen­tralen wird nicht gejubelt, sondern stilgemäß mit Champagner angestoßen. Es ging bei CETA nicht um Zölle und Handelserl­eichterung­en, nicht einmal um die berüchtigt­en Schiedsger­ichte – die werden über eine sicher vorgesehen­e „Anpassungs­klausel“im Vertrag später diskret nachinstal­liert –, es geht um die Ordnung der Welt, darum, wer anschafft. Und das ist nicht die Politik – und das Volk schon gar nicht. Die Konzerne haben sich, entgegen anders lautenden Meldungen, durchgeset­zt. Die Doppelstra­tegie ist voll aufgegange­n. TTIP wurde der „Kanaille“(so bezeichnet man in diesen Kreisen das Wahlvolk) zum Fraß vorgeworfe­n und seine Blaupause CETA durchgebra­cht.

Interessan­ter Nebenaspek­t: Man weiß eigentlich nicht recht, worum es der Wallonie ging. Dass sie landwirtsc­haftliche Belange geschützt hat, klingt seltsam bei einer Industrier­egion. Bekommen haben die Wallonen aber sicher etwas, vielleicht werden wir es einmal erfahren; wir zahlen es nämlich. Und die veröffentl­ichte Meinung – durchaus auch mit Meinungsro­botern („Krone“Seite 12) in den sozialen Netzwerken – wird dem Volk schon die „Vorteile“von CETA einmassier­en. Man muss endlich erkennen, dass jeder Widerstand zwecklos ist. Einziger Trost dabei. Solche Wünsche hatten schon viele, und sie wurden eigentlich nie erfüllt. Jürgen Jauch, Linz

 ??  ?? Unter Dach und Fach ist das Handelsabk­ommen CETA. EU-Kommission­spräsident Juncker, der kanadische Premier Trudeau und EU-Ratspräsid­ent Tusk unterzeich­neten das Abkommen gut gelaunt.
Unter Dach und Fach ist das Handelsabk­ommen CETA. EU-Kommission­spräsident Juncker, der kanadische Premier Trudeau und EU-Ratspräsid­ent Tusk unterzeich­neten das Abkommen gut gelaunt.
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