Verwirrspiel in der Gemäldegalerie
Volksoper: Mozarts „Hochzeit des Figaro“, Marco Arturo Marelli, Christof Prick
Turbulenzen auf der Bühne der Volksoper: Intrigen werden gesponnen, jeder lauert jedem auf, um ihn zu überführen, man lügt und betrügt. Und einmal fallen alle übereinander her – just im Zimmer der Gräfin: Die Almavivas sind wieder in die Volksoper eingezogen. Marco Arturo Marelli überarbeitete seine (Erfolgs-)Inszenierung von 2012. Und Dagmar Niefind „modernisierte“die Kostüme. „Figaro“könnte auch diesmal ein Hit werden!
Christof Prick am Pult versucht, Mozart mit dem Volksopernorchester leicht, spannungsgeladen und mitunter sogar duftig zu musizieren und jede Schwere abzustreifen – was allerdings nicht immer restlos gelingt, weil die deutsche Fassung des Da-Ponte-Librettos von Brieger & Layer immer wieder in sprachliche Schwerfälligkeit abrutscht.
Aber Prick und die Musiker bieten auch viele schöne Momente, freches, dreistes Auftrumpfen in den Ensembles und noble und innige Lyrik. Und er führt das Ensemble – entsprechend der Inszenierung Marco Arturo Marellis – behutsam durch das kunstvolle Verwirrspiel, mit Tempo und frischer Dynamik, und lässt die Sänger delikate Momente delikat auskosten.
Überzeugend, wie Melba Ramos etwa die Arie der Gräfin, „Dove sono“, voll nobler Diskretion und mit einem Hauch von Melancholie singt. Wie der ausgezeichnete junge Bariton Günter Haumer den Grafen Almaviva voll praller Gier nach Leben zeichnet. Ein vornehmer Hedonist ohne Moral, ohne Gewissen und mit Charme, der die Damenherzen im Almaviva-Palast schmelzen lässt.
Anita Götz ist die flatternde, frech-aufmüpfige Susanna – viel Applaus etwa für ihre mit Geschmack gestaltete „Rosenarie“. David
Steffens ist ein solider, sehr komödiantischer Figaro mit temperamentvollem Spiel. Amira Elmadfa gefällt – obwohl ihr „Voi che sapete“, auch dank des deutschen Textes, etwas oberflächlich klingt. Sympathisch, ein flatterndes Wesen voll Lebenslust ist Elisabeth Schwarz als Gärtnerstochter Barbarina, die auf einen Soubrettenton setzt. Solide, mit Witz singt und spielt Sulie Girardi die Marcellina – erfreulicherweise nicht als hysterische alte Schachtel (was diese Figur nur desavouiert).
Wenig gewichtig, farblos und wie ausgetrickst wirken der Dr. Bartolo von Andreas Mitschke, Don Basilio von Jeffrey Treganza, Antonio von Daniel Ohlenschläger.
Marco Arturo Marelli hat die noble Inszenierung aufpoliert: Ein Schauvergnügen sind die noblen Räume mit verschiebbaren Wänden, die er aus Gemälden des spanischen Hofmalers Francisco Bayeu und Daniel Grans zusammengestellt hat. Verwirrspiele in der Gemäldegalerie!