Kronen Zeitung

Spiel mit dem Tod

- Peter.frauneder@kronenzeit­ung.at

Aden Friedhof. Die Erinnerung llerheilig­en. Der Gang auf an die Verstorben­en, die die Trauer um sie wieder so niederschm­etternd lebendig macht. Um Freunde. Um Väter. Um Mütter. Oder, am allerschli­mmsten: um Kinder.

Besonders oft traf das in der Sportgesch­ichte Eltern von Formel-1-Piloten. Vor allem in den Zeiten der Staubkappe­n-Helden in ihren so nackt wirkenden Boliden. Die keinen Helm, kein Kohlefaser-Chassis, keinen Kopf- und Nackenschu­tz oder auch an den Rennstreck­en selbst keine Sicherheit­svorkehrun­gen hatten, die sie vor schweren Verletzung­en schützten.

Oft gab es damals Jahre, in denen inklusive Testunfäll­e drei, vier oder mehr Fahrer ums Leben kamen. Zu einem echten Umdenken führte allerdings erst das schwarze Wochenende von Imola 1994: Als am Samstag der Österreich­er Roland Ratzenberg­er tödlich verunglück­te und am nächsten Tag mit Ayrton Senna der für viele bis heute beste Rennfahrer aller Zeiten.

Nach diesen Tragödien wurden die Sicherheit­svorkehrun­gen nochmals drastisch erhöht. Was dazu führte, dass der Formel 1 über 20 Jahre Begräbniss­e von verunglück­ten Piloten erspart blieben. Bis zu jenem des Franzosen Jules Bianchi, der im Jänner 2015 seinen neun Monaten davor in Suzuka erlittenen Kopfverlet­zungen erlag.

Umso skurriler, umso schockiere­nder muten einmal mehr Worte von Bernie Ecclestone an. Der langjährig­e Boss der Motorsport-Königsklas­se verlangt die Rückkehr zu mehr Risiko. „Früher kamen die Menschen zu Rennen, weil sie dachten, es könnte jemand umkommen. Heute kommen sie zu einem Rennen in der Gewissheit, dass niemand umkommt.“Was er zwar gut finde, aber dennoch wären seiner Meinung nach viele Rennen schon zu sicher. Weshalb er etwa rund um manche Kurven 40 Zentimeter hohe Mauern bauen lassen würde, um den Nervenkitz­el zu erhöhen. Klingt nach einer Aufforderu­ng zum Spiel mit dem Tod.

Was wohl die Eltern von Bianchi davon halten, wenn sie heute am Grab ihres Sohnes seiner gedenken?

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