Spiel mit dem Tod
Aden Friedhof. Die Erinnerung llerheiligen. Der Gang auf an die Verstorbenen, die die Trauer um sie wieder so niederschmetternd lebendig macht. Um Freunde. Um Väter. Um Mütter. Oder, am allerschlimmsten: um Kinder.
Besonders oft traf das in der Sportgeschichte Eltern von Formel-1-Piloten. Vor allem in den Zeiten der Staubkappen-Helden in ihren so nackt wirkenden Boliden. Die keinen Helm, kein Kohlefaser-Chassis, keinen Kopf- und Nackenschutz oder auch an den Rennstrecken selbst keine Sicherheitsvorkehrungen hatten, die sie vor schweren Verletzungen schützten.
Oft gab es damals Jahre, in denen inklusive Testunfälle drei, vier oder mehr Fahrer ums Leben kamen. Zu einem echten Umdenken führte allerdings erst das schwarze Wochenende von Imola 1994: Als am Samstag der Österreicher Roland Ratzenberger tödlich verunglückte und am nächsten Tag mit Ayrton Senna der für viele bis heute beste Rennfahrer aller Zeiten.
Nach diesen Tragödien wurden die Sicherheitsvorkehrungen nochmals drastisch erhöht. Was dazu führte, dass der Formel 1 über 20 Jahre Begräbnisse von verunglückten Piloten erspart blieben. Bis zu jenem des Franzosen Jules Bianchi, der im Jänner 2015 seinen neun Monaten davor in Suzuka erlittenen Kopfverletzungen erlag.
Umso skurriler, umso schockierender muten einmal mehr Worte von Bernie Ecclestone an. Der langjährige Boss der Motorsport-Königsklasse verlangt die Rückkehr zu mehr Risiko. „Früher kamen die Menschen zu Rennen, weil sie dachten, es könnte jemand umkommen. Heute kommen sie zu einem Rennen in der Gewissheit, dass niemand umkommt.“Was er zwar gut finde, aber dennoch wären seiner Meinung nach viele Rennen schon zu sicher. Weshalb er etwa rund um manche Kurven 40 Zentimeter hohe Mauern bauen lassen würde, um den Nervenkitzel zu erhöhen. Klingt nach einer Aufforderung zum Spiel mit dem Tod.
Was wohl die Eltern von Bianchi davon halten, wenn sie heute am Grab ihres Sohnes seiner gedenken?