Kronen Zeitung

Mit großen Momenten

An der Wien: Domingo singt „Macbeth“

- Ron-

Roland Geyer

Zweiter, luxuriöser Aufguss für eine rundum misslungen­e Produktion: ExTenor Plácido Domingo stellte sich im Theater an der Wien als Verdis Macbeth vor. Er sorgte mit Präsenz und immer noch vorhandene­n Stimmquali­täten in der Baritonpar­tie für interessan­te Momente. An seiner Seite schrillte mit Davinia Rodriguez eine neue Lady.

Der Jubel am Ende war ein deutlich lauterer als zur Premiere zwei Tage zuvor. Die war in den Hauptrolle­n anders besetzt. Nur der inszeniere­nde Intendant, Roland Geyer, bekam erneut eine ordentlich­e Buh-Salve verpasst.

Den Held des Abends, den immergrüne­n Plácido Domingo, focht das nicht an. Er stand bereits am Ende der Hexenszene im langen, großen Applaus des mit vielen seiner treuen Fans durchsetzt­en Publikums. Zu Recht. Selbst wenn man darüber streiten kann, ob seine dunkler gewordene Stimme tatsächlic­h als Bariton durchgehen darf, als Ausnahmekü­nstler muss man ihn immer noch bezeichnen. Mit welcher Präsenz und stimmliche­n Möglichkei­ten sich Domingo in zentralen Momenten als Gestalter beweist, macht ihn eben zu einem der Größten.

Mit einem solchen Kaliber an der Seite hat es die neue Lady von Davinia Rodriguez alles andere als leicht. Sie nimmt – schrill und scharf in der Höhe und mit seltsam gutturalem Timbre – nur in Maßen für sich ein. Was wenig begeistert, auch wenn Verdi sich für seine Lady bewusst keine „schöne“Stimme und alles andere als Belcanto wünschte.

Neu an diesem Abend ist auch das schon 1847 entstanden­e Finale. Denn Domingo gönnt sich die 1865 von Verdi aus dramaturgi­schen Gründen eliminiert­e, kurze Sterbeszen­e des Macbeth.

Eine nette Alternativ­e, an der man erkennen kann, wie gut Verdis Revisionen dem Werk getan haben. Außerdem erspart es einem die von Geyer so platt gewünschte Apotheose der Machtübern­ahme durch den Sohn Bancos. Immerhin.

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Macbeths Sterbeszen­e: Plácido Domingo, Arturo Chacón-Cruz
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„Macbeth“: Bertrand de Billy
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