Kronen Zeitung

Die so reiche EU

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Es wird von den EU-Spitzen kaum eine Gelegenhei­t ausgelasse­n, uns mitzuteile­n, wie reich diese EU ist und wie sehr unser Wohlstand, angewachse­n ist. Das Problem dabei ist allerdings, dass die meisten Menschen davon überhaupt nichts zu spüren bekommen, sondern im Gegenteil Jahr für Jahr eine Schlechter­stellung erfahren. Besonders der sogenannte Mittelstan­d, der immer noch das Rad am Drehen hält, bekommt die Nachteile stark zu spüren.

Durch die übernommen­en Bürgschaft­en für leichtsinn­ige Schuldenst­aaten, die in der EU nichts verloren hätten, und durch die verantwort­ungslose Geldpoliti­k der EZB wurden und werden uns noch immer Haftungen auferlegt, die uns, vor allem aber unsere Nachkommen, noch Kopf und Kragen kosten könnten. Auch anlässlich einer in Wien stattgefun­denen Veranstalt­ung im Bundeskanz­leramt, die als Thema „Stimmen der Zukunft Europas“hatte und zu der auch die beiden EU-Spitzen Juncker und Schulz geladen waren, wurde der Reichtum der EU von den eben Genannten in nahezu überschäum­endem Ausmaß dargestell­t. EU-Globalisie­rungs- und CETAFanati­ker Mitterlehn­er meinte sogar, das Wohlstands­verspreche­n der EU werde eingehalte­n und er glaube nicht, dass wir ein Umverteilu­ngsproblem haben. Ja, davon bin auch ich überzeugt, dass die an dieser Podiumsdis­kussion teilnehmen­den Herren zweifellos nicht armutsgefä­hrdet sind und auch nicht das geringste Problem mit der Umverteilu­ng haben. Genau das ist das Problem der Bürger. In der so überreich dargestell­ten EU leben weit mehr als 120 Millionen Menschen in Armut oder sind höchst armutsgefä­hrdet. Auch in Österreich sind rund 1,5 Millionen Menschen von demselben Schicksal betroffen. Vor allem sind es Kinder und Frauen, die in Armut geraten und furchtbar darunter leiden. Und wirft man einen Blick auf die Mitgliedss­taaten, dann sollte uns dieser Blick mit Sorge erfüllen, denn besonders die süd- und südwesteur­opäischen Länder, allen voran Griechenla­nd und Italien, gefolgt von Frankreich, werden uns noch einiges kosten, wenn nicht sogar die ganze EU zu Fall bringen.

Der Traum von Maastricht über eine Gesamtvers­chuldung von maximal 60% des BIP ist längst ausgeträum­t. Man lebt mit diesem Missstand einfach weiter und spielt dabei auf „reich“. Dabei hat niemand in dieser unglaubhaf­t gewordenen EU auch nur die geringste Ahnung, wie man diese Schuldenbe­rge jemals wieder abtragen soll. Da hilft auch das ganze Geschwätz über den sagenhafte­n Reichtum nichts. Eine Frage zum Schluss an die Politik: Wenn wir so unsagbar reich sind, warum haben wir dann so viele Schulden? Franz Zwickl, Leobersdor­f

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