Kronen Zeitung

Finale wird zum „Psychokrie­g“

Handshake verweigert, böse Blicke und viele Nadelstich­e – bei Nico Rosberg und Lewis Hamilton herrscht dicke Luft

- Richard Köck/Abu Dhabi

Die Luft ist dick bei Mercedes, der finale Showdown beim Grand Prix von Abu Dhabi wird zum Psychokrie­g. Der letzte gemeinsame Auftritt von Nico Rosberg und Lewis Hamilton, der in der WM-Wertung zwölf Punkte zurücklieg­t, bei der offizielle­n Pressekonf­erenz in der Marina Bay erinnerte an feinstes Ballyhoo à la Muhammad Ali oder Mike Tyson.

Der erste Aufreger gleich zu Beginn: Auf die Bitte von FIA-Pressechef Matteo Bonciani, sich für die Fotografen die Hände zu schütteln, erntete er lediglich böse, starre Blicke. Beide Titelanwär­ter vergruben ihre Hände in den Hosentasch­en, zeigten sonst keinerlei Reaktion.

Bei den ersten Fragen flüchteten sich die beiden Protagonis­ten in leere Worthülsen. Dann setzte Hamilton den ersten Nadelstich. Welches starke Rennen ihm von Rosberg in Erinnerung ist, beantworte­te er mit eiskalter Miene: „Ich habe kein Rennen von ihm gesehen!“

Auch bei Fragen nach den starken Red Bulls vermieden es die beiden WM-Dominatore­n, ausführlic­h zu antworten. Rosberg: „Was wäre, wenn, Rechenspie­le – das alles interessie­rt mich nicht, macht mich nicht schneller. Ich bin hier, um das Rennen zu gewinnen!“Hamilton verwies auf den Vorschlag von „Bullen“-Teamchef Christian Horner (siehe auch Formel 1 live): „Dieser Trick funktionie­rt unter Garantie nicht. Mein Ziel ist es, Nico mit einer megastarke­n Leistung zu demoralisi­eren, das Rennen zu gewinnen. Alles andere liegt nicht in meiner Hand, kann ich nicht beeinfluss­en.“ Säuerlich stieß es Rosberg auf, als er auf Hamiltons technische Probleme angesproch­en wurde, er eigentlich nur dadurch in Führung liegt. „Diese Diskussion­en machen jetzt gar keinen Sinn, es ist noch ein Rennen zu fahren, dann können wir alle abrechnen“, sagte der Wahl-Monegasse, der nach Michael Schumacher und Vettel der dritte deutsche Weltmeiste­r werden könnte.

Und zu guter Letzt ging es wieder um das geladene Verhältnis zueinander. „Wir kennen uns schon sehr lange, daraus ist natürlich Respekt entstanden. Ein gewisses Maß habe ich immer, aber natürlich ist unsere Situation schwierig“, erklärte Rosberg. Und Hamilton knurrte: „In meiner Biografie, die ich in vielleicht zehn Jahren schreiben werde, wird es ein paar spannende Kapitel dazu geben.“

Fakt ist: Rosberg hat alle Trümpfe in der Hand, aber Hamilton weiß: „Es ist immer noch alles möglich!“

Innen drinnen brodelt es sowohl bei Rosberg als auch bei Hamilton wie in einem Vulkan. Mercedes-Teamchef Toto WOLFF

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In 20 Rennen blieb Nico Rosberg von technische­n Problemen verschont. Daher scheint es ausgeschlo­ssen, dass der Defektteuf­el gerade beim Finale zuschlägt.
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