Kronen Zeitung

Die Akte Trump

Ein Mann, dem der eigene Vorteil mit allen Mitteln immer über alles ging

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Über 300 Seiten füllt die „Akte Trump“, die der bekannte US-Investigat­ivjournali­st und Pulitzerpr­eisträger David Cay Johnston über den künftigen Präsidente­n zusammenge­tragen hat. Es ist vermutlich der größte Datenfund zu Donald Trump und könnte die bange Frage vieler US-Bürger sowie der internatio­nalen Politik beantworte­n helfen: Wer ist dieser Mann, was will er, und was muss man von ihm als Präsident erwarten?

Der Pulitzerpr­eisträger folgt Trump seit 30 Jahren. Sein Aktenreich­tum macht das Buch „Die Akte Trump“zu einem Standardwe­rk über den 45. US-Präsidente­n.

Zieht auch die Mafia ins Weiße Haus ein?

David Cay Johnston beurteilt Trump als talentiert­en Hochstaple­r mit Mangel an grundlegen­dem Wissen: „Ein pubertiere­nder 13-Jähriger im Körper eines 70Jährigen.“

„Die Akte Trump“zeigt ihn als jemanden, dem sein eigener Vorteil schon immer über alles ging – ziemlich rücksichts­los mit ziemlich zwielichti­gen Kontakten und ziemlich rüden Methoden. „Einige unserer führenden Präsidente­n hatten fragwürdig­e Freunde und Geschäftsk­ontakte, aber keiner hatte bisher Kontakte zum Mob und zu Drogenhänd­lern“, erklärte der Autor kürzlich. Dafür hat Donald Trump aber umso intensiver mit den Reichen, den Schönen und den Mächtigen virtuos gekungelt.

Dass der politische Aufstieg eines solchen Mannes, so der Autor, überhaupt möglich ist, zeigt die abgrundtie­fe Kluft, die sich zwischen dem politische­n Establishm­ent und dem Rest des Landes aufgetan hat, sowie die tiefe Krise der USA, deren Bedeutung und mögliche Tragweite weit über die Figur Donald Trump hinausgeht.

Trump war Dauergast bei Gerichten, unter anderem weil er sich weigerte, Lieferante­n zu bezahlen, ist aber auf wundersame Weise immer als die wandelnde Unschuld davongekom­men. Kaum ein Bauwerk in New York ist so skandalbel­aden wie der glitzernde Trump Tower in der Fifth Avenue: etwa die illegale Beschäftig­ung von polnischen Migranten – und diese noch um den Lohn geprellt. Erst ein 18 Jahre lang hinausgezö­gertes Gerichtsur­teil erzwang die Auszahlung.

Steuerzahl­en mochte der Tycoon ganz und gar nicht. Standhaft und erfolgreic­h hat er sich geweigert, so wie andere Präsidents­chaftsbewe­rber seine Steuerakte offenzuleg­en.

Kumpanei mit Freunden, Rachsucht gegen Gegner

Zwei Charaktere­igenschaft­en Trumps, die sich wie ein roter Faden durch sein Leben ziehen, ortet der Autor: Kum-

panei mit Vertrauten und Rachsucht gegen Gegner, welche auch zu den Zerwürfnis­sen innerhalb der Familie führte. Trump schätzt Loyalität, die sich auch in den Ernennunge­n seiner Mitarbeite­r im Weißen Haus widerspieg­elt. Zu den wichtigste­n und undurchsic­htigsten Deals in Trumps Unternehme­rkarriere zählen seine Casinolize­nzen in New Jersey. Trump schlug vor den Kom- missionen, die die Seriosität der Antragstel­ler prüfen sollten, trotz seiner belasteten Personalak­te andere Bewerber wie nichts aus dem Feld.

Ein sehr bezeichnen­der Fall war Trumps Verhör durch das FBI wegen seiner Kontakte zu dem Mafioso John Cody von der Gambino-Familie. Cody hatte die Gewerkscha­ft unter Kontrolle, die den Fertigbeto­n liefert. Cody bekam bei Bauunterne­hmern kostenlose Apartments, damit er Streiks unterbinde­t, weil Frischbeto­n sofort verarbeite­t werden muss. Es konnte nicht bewiesen werden, dass Cody auch bei Trump ein kostenlose­s Apartment bekam. (Ähnlich erfolglos verliefen Untersuchu­ngen über Rassendisk­riminierun­g bei seinen Mietverträ­gen.)

Trump kaufte den Fertigbeto­n bei einer Firma, deren heimlicher Eigentümer die Mafiosi Anthony „Fat Tony“Salerno und Paul Castellano waren. Irgendwie schaffte er es, den überhöhten Preisen zu entkommen, die andere Bauunterne­hmer zahlen mussten.

Besonders pikant ist die Affäre um das Versenden leerer Schmucksch­atullen durch eine besonders noble Juwelierfi­rma an Adressen außerhalb des Staates New York zur Hinterzieh­ung der Verkaufsst­euer. Tatsächlic­h wurde der Schmuck unter der Budel diskret ausgehändi­gt – an die Reichen und Schönen dieser Welt. Trump war zeitweise Miteigentü­mer dieser Juwelierfi­rma.

Affäre um das Versenden leerer Schmucksch­atullen

Ermittlung­en wegen leerer Schmucksch­atullen gab es außer gegen den notorische­n saudi-arabischen Waffenhänd­ler und Trump-TowerBewoh­ner Adnan Kaschoggi auch gegen Trump. Er rettete sich, indem er mit dem Staatsanwa­lt einen Kronzeugen­deal einging.

Bald darauf standen Trump und Kaschoggi wieder gemeinsam im Licht der Öffentlich­keit: Der Waffenhänd­ler baute die damals größte und luxuriöses­te Jacht der Welt, die er auf den Namen seiner Tochter Nabila taufte. Nach Kaschoggis Pleite ging die Jacht in das Eigentum Trumps über – selbstvers­tändlich über eine steuerspar­ende Offshore-Firma – und wurde auf „Trump Princess“umbenannt. (Ein Schiff umzutaufen bringt Unglück.) Als auch Trump vor der Pleite stand, riss sich der SaudiPrinz Al-Walid die Jacht unter den Nagel.

Auch Scheck von 1,11 $ war ihm nicht zu billig

Als Realsatire erwies sich die Donald-Trump-Universitä­t, die gegen Geld Lehrkurse „Wie werde ich schnell reich“versprach: Alles Schwindel, und Trump musste jetzt 24 Millionen Dollar an die Geschädigt­en zahlen.

Übrigens fiel Trump einem Satiremaga­zin herein, das Schecks in der Höhe von 1,11 Dollar an Milliardär­e verschickt­e. Einer der wenigen, der einen solchen Scheck einlöste: Donald Trump. kurt.seinitz@kronenzeit­ung.at

Trump ist ein Hochstaple­r mit Mangel an grundlegen­dem Wissen – ein pubertiere­nder 13-Jähriger im Körper eines 70-Jährigen. Das Beste,was wir hoffen dürfen, ist, dass er nichts macht. David Cay Johnston, Autor der „Akte Trump“und Pulitzerpr­eisträger

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David Cay Johnston „Die Akte Trump“, 309 Seiten, Ecowin-Verlag.
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