Umbruch auf dem Arbeitsmarkt
Der heimische Jobmarkt bleibt sehr schwierig. Die Digitalisierung schafft Chancen und bringt Gefahren mit sich
Auf dem heimischen Arbeitsmarkt stehen wir vor revolutionären Zeiten. Die Digitalisierung der Wirtschaft bedroht Jobs in vielen Branchen, zugleich ergeben sich auch Chancen. Über die kurz- und mittelfristigen Aussichten unterhielten sich drei Experten in der November-Personalrunde: Natascha KornfeldEbner, Geschäftsführerin des Personalberaters a-factor, Investmentbanker Gerald Hörhan und AMSChef Johannes Kopf.
„Ich glaube, dass die Situation auf dem Arbeitsmarkt in nächster Zeit durchwachsen bleibt“, sagt Kornfeld-Ebner. „Denn die Firmen suchen Mitarbeiter mit guter Ausbildung, aber von diesen stehen derzeit zu wenige zur Verfügung.“
2017 suchen noch mehr Menschen eine Stelle
Zwar ist die Zahl der Arbeitslosen in diesem Jahr kaum noch gestiegen, das dürfte sich laut Kopf aber nächstes Jahr wieder ändern: „Ich erwarte, dass die Arbeitslosigkeit von heuer 360.000 auf rund 380.000 Menschen zulegt.“Gründe
Wer etwas von IT, Technik, Statistik und Mathe versteht, wird goldene Zeiten erleben. Investmentbanker Gerald Hörhan
Firmen suchen Mitarbeiter mit guter Ausbildung, aber von diesen stehen zu wenige zur Verfügung.
Natascha Kornfeld-Ebner, a-factor
sind, dass die Wirtschaft voraussichtlich weniger stark wächst als heuer und dass mehr Menschen – Flüchtlinge, andere Zuwanderer, Ältere, Frauen – auf den Jobmarkt drängen , als neue Stellen entstehen.
Umschulungen statt Massenarbeitslosigkeit
Hörhan kritisiert das heimische Bildungssystem: „Es arbeitet an den Bedürfnissen des Marktes vorbei. Damit in den nächsten fünf bis zehn Jahren keine Massenarbeitslosigkeit entsteht, wird es notwendig sein, große Teile der Bevölkerung umzuschulen.“
Die Automatisierung der Wirtschaft bedroht viele Berufe. Hörhan: „Taxifahrer, Lkw-Fahrer, Zugfahrer oder Bankmitarbeiter werden nicht mehr benötigt werden.“Kornfeld-Ebner ist optimistisch, dass „die Digitalisierung mehr Chance als Gefahr ist“.
Denn es werden Menschen mit neuen Qualifikationen gebraucht werden. Hörhan: „Etwa OnlineMarketing-Experten, Datenanalysten, Logistikprofis oder Verkehrsleittechniker. Wer etwas von IT, Technik, Statistik und Mathematik versteht, wird goldene Zeiten erleben.“
Kopf zufolge gibt es auch im Dienstleistung-Bereich viele Chancen, z. B. im Tourismus und in der Gesundheitsbranche. „Und natürlich bietet die IT tolle Möglichkeiten, da dieser Sektor sehr stark wächst.“
Doch um künftig noch eine Stelle zu finden und Karriere machen zu können, muss man nicht unbedingt studieren. KornfeldEbner: „Es gibt auch Lehrberufe, deren Absolventen sehr gefragt sind, unter anderem die Mechatroniker.“
Hörhan glaubt zudem an eine Renaissance des Handwerks: „Ich habe noch keinen Computer gesehen, der einen Boden verlegt oder ein Dach deckt!“