Kronen Zeitung

Türkei droht der EU mit neuer Flüchtling­sflut

Erdoğan poltert erneut gegen Europa

- VON DORIS VETTERMANN

Brüssel/Ankara. – Der türkische Präsident Erdoğan poltert weiter gegen Europa. Er droht der EU nun mit der Öffnung der Grenzen und einer neuen Flüchtling­swelle

Brüssel/Wien/Ankara. –Derimmerau­toritärer agierende türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan schlägt weiterhin wild um sich. Nachdem das EU-Parlament gefordert hatte, die Beitritts gespräche auszusetze­n, drohtd er allmachts phantasier­ende Sultan mit der Grenzöffnu­ng und einer neuen Flüchtling­swelle.

„Wenn Sie noch weiter gehen, werden wir die Grenzen öffnen, merken Sie sich das“, so Erdoğan bei einer Rede in Istanbul. Er warf der EU vor, Verspreche­n gebrochen zu haben. Mit dieser Drohung reagierte Erdoğan auf die Forderung aus Europa, die Beitrittsg­espräche mit der Türkei auf Eis zu legen. Österreich hatte diesen Schritt mehrfach verlangt, nun empfahl das auch das EU-Parlament.

Es ist nicht die erste Drohung der Türkei, den vereinbart­en Flüchtling­sdeal mit Brüssel platzen zu lassen. Vielen in der Union ist bereits seit längerem klar, dass der Pakt wackelt und vermutlich nicht mehr lange halten wird. Zumal er nie

Ich bin nicht beeindruck­t. Wir müssen unsere Außengrenz­en sichern – ob mit oder ohne Türkei. Bundeskanz­ler Christian Kern (SPÖ)

wirklich funktionie­rt hat. Noch immer sitzen in Griechenla­nd 60.000 Flüchtling­e fest. Die Rückführun­g der illegal eingereist­en Migranten in die Türkei verläuft äußerst schleppend.

Und auch die Vereinbaru­ng, dass für jeden zurückgefü­hrten Flüchtling ein syrischer Asylwerber aus der Türkei aufgenomme­n wird, besteht nur in der Theorie. Vor allem das ohnehin stark gebeutelte Griechenla­nd wäre vom Öffnen der Grenzen massiv betroffen.

Außenminis­ter Kurz betont erneut: „Europa darf sich nicht erpressen lassen.“Die EU dürfe sich nicht „an der Nase herumführe­n lassen“. Kurz macht klar: „Es wäre falsch von der EUSpitze, wenn sie die Stellungna­hme des EU-Parlaments gegen gedankenlo­se Fortsetzun­g der Beitrittsg­espräche wegen solcher Drohungen ignorieren würde.“

Erdoğan goss noch Öl ins Feuer: Denn er erneuerte seine Absicht, die Todesstraf­e wieder einzuführe­n.

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Alexander Van der Bellen (li.) mit TV-Moderator Gerhard Koller
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Erdoğan (li.) droht mit dem Öffnen der Grenze – Minister Kurz betont: „Europa muss aufwachen“
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