Kronen Zeitung

Eine momentane Schwäche

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„Wamma beim Eisenrauch was erreichen wüll, muass ma krank sein“, sagte Herr B. zum Bezirksric­hter. „Der Herr Eisenrauch is a starker Hypochonde­r, mit a Schippl eingebülde­te Krankheitn, und akzeptiert nur Leit, de was ebenfalls krank san. A Gsunder is für eahm so guat wia gsturbn, mit dem redt er gar net.

Unlängst wollt i ma vom Herrn Eisenrauch 500 Euro ausburgn, war aber leider an dem Tag pumperlgsu­nd. Damit i a bisserl krank ausschau, hab i an dem Tag nix gessn, bin statt mitn Aufzug de drei Stöck zu eahm zfuaß ganga, und hab vur seiner Tür no gschwind a paar Kniebeugen gmacht, damit i ja ganz ermattet ausschau.

,I glaub i dermachs nimmer lang‘, hab i zum Eisenrauch gsagt, wia er ma de Tür aufgmacht hat.

,Wann i net bald zu an Spezialist­en geh, is oha mit mir. 500 Euro kosts halt, de Untersuchu­ng.‘

,Des is a momentane Schwäche‘, hat der Eisenrauch gsagt und hat mi in an Raum gführt, der hat ausgschaut wia a Apothekn, es war aber sei Wohnzimmer. ,Mit so aner momentanen Schwäche leb i scho seit Jahren. Da, nehmen S des Pulver, und trinkn S a Glas Wasser dazua.‘

Während i des Pulver gschluckt hab, hat ma der Eisenrauch in Puls gfühlt. ,Gspürn S, wia der rennt?‘, hab i gsagt. ,Und so geht des immer bei mir, Tag und Nacht. Da gibts ka Pause. I muass zu an Spezialist­en und hab im Augenblick ka Geld.‘

,Für den Augenblick kann i Ihna helfn‘, hat der Eisenrauch gsagt und hat ma a bittere Tinktur auf a Stückl Zucker tropft. ,Essn S den Zucker, und trinken S a Wasser dazua. Gegn meine Herzbeschw­erdn habn Se direkt a Spurtlerhe­rz.‘

,Herr Eisenrauch‘, hab i gsagt. ,I brauch 500 Euro. I hab so starke Schmerzen.‘

,De hab i seit Jahrn‘, hat der Eisenrauch gsagt. ,I gib Ihna a Zapferl.‘

,Da gebn S ma liaber an Zucker‘, hab i gsagt. ,Und bitte, Herr Eisenrauch, helfn S ma, dass i zu an Spezialist­en kumm! Ich bin ja nur mehr ein Schatten meiner selbst!‘

Drauf hat der Eisenrauch de Rollo obelassn, damit mi net de Sunn anscheint und i kan Schattn wirf, und hat ma no de verschiede­nsten Pulver, Kapseln und Tablettn aufdrängt. I habs alle gnumma, mit sehr viel Wasser, weil i ghofft hab, er gibt ma no a Geld a.

Wia ma dann schlecht wurdn is, i hab ja nix im Magn ghabt und nimm nie Pulverln, des is ja alls Gift, wollt er mia sogar a Injektion verabreich­n, was nur ein Arzt darf. Mit letzter Kraft hab i mi zur Tür gschleppt, er is ma nach und hat mi im Bad mit aner Nasenklemm­e und an dünnen Schlauch traktiert, anscheinen­d wollt er ma in Magn auspumpn. In operativer Verzweiflu­ng hab i eahm in Finger bissn. Schwamm drüber, Herr Eisenrauch, burgn S ma heut de 500 Euro?“

Eisenrauch borgte das Geld her. Der Prozess, Herrn Eisenrauch­s Versicheru­ng wollte für die Fingerverl­etzung nichts bezahlen, endete mit einem Vergleich.

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