Kein Messerwetzen
Zum ersten Mal standen sich Bundeskanzler Kern und FPÖ-Chef Strache in einer öffentlichen Debatte gegenüber. Die Ö1-Reihe „Klartext“bat zur Diskussion. Wer ein Säbelrasseln oder Messerwetzen erwartet hatte, wurde vollends enttäuscht. Gerade deshalb hat dieses Duell, das keines war, positiv überrascht.
Weil mit einer gewissen Ruhe und Sachlichkeit die Unterschiede zwischen SPÖ und FPÖ noch klarer und deutlicher werden. Gewinner ist in jedem Fall der Zuschauer beziehungsweise Zuhörer, der sich so ein wesentlich besseres Bild von den beiden Akteuren und ihren politischen Haltungen machen kann.
Es gab bzw. gibt viele gemeinsame Schnittmengen zwischen den beiden politischen Kontrahenten. Was regelmäßigen Beobachtern der Gegenwart auch schon vor dieser Diskussion bewusst, weil bekannt war. Etwa in den Bereichen Soziales, Arbeitsmarkt und Wirtschaft. Die wesentlichen Unterschiede zeigen sich in den Bereichen EU sowie Asyl- und Flüchtlingspolitik.
Gerade in diesen Punkten beweist die FPÖ wesentlich mehr Verantwortungsbewusstsein als die SPÖ. In dieser Themenlandschaft haben Kern und die SPÖ noch deutlichen Nachholbedarf in Sachen Lernbereitschaft.
Bundeskanzler Kern muss sich vor allem einer Tatsache bewusst werden: Den aktuellen Zick-zack-Kurs, dass er sich von Akteuren in den eigenen Reihen, à la Häupl, oder von der Grünen-Chefin Glawischnig nach links zerren lässt und sich ein anderes Mal von Sebastian Kurz zurück in die Mitte oder nach rechts ziehen lässt, kann er auf Dauer weder durchhalten noch aushalten.
Das wird ihn zerreißen und die SPÖ gleich mit. Nein, er wird um ein Machtwort, in welche Richtung es gehen soll, nicht herumkommen.
Wenn sich Kern und die SPÖ für einen Weg zurück zu Vernunft und Verantwortung entscheiden, sich also in Sachen Europäische Union und Asylpolitik von ihrer Merkel-Hörigkeit befreien und damit Österreichs Interessen und die seiner Bürger wieder in den Mittelpunkt von politischen Entscheidungen rücken, dann ist eine Regierungskoalition zwischen FPÖ und SPÖ wesentlich wahrscheinlicher geworden.
Aber bevor es nicht so weit ist, werden die bereits vorhandenen gemeinsamen Schnittmengen für eine Regierungspartnerschaft nicht reichen.
Und sollte sich die SPÖ unter Kern dafür entscheiden, dass sie sich endgültig in eine Schwesterpartei der Grünen verwandelt, ist das Thema sowieso endgültig gegessen.