Kronen Zeitung

Kein Messerwetz­en

- Christian Stafflinge­r, Linz

Zum ersten Mal standen sich Bundeskanz­ler Kern und FPÖ-Chef Strache in einer öffentlich­en Debatte gegenüber. Die Ö1-Reihe „Klartext“bat zur Diskussion. Wer ein Säbelrasse­ln oder Messerwetz­en erwartet hatte, wurde vollends enttäuscht. Gerade deshalb hat dieses Duell, das keines war, positiv überrascht.

Weil mit einer gewissen Ruhe und Sachlichke­it die Unterschie­de zwischen SPÖ und FPÖ noch klarer und deutlicher werden. Gewinner ist in jedem Fall der Zuschauer beziehungs­weise Zuhörer, der sich so ein wesentlich besseres Bild von den beiden Akteuren und ihren politische­n Haltungen machen kann.

Es gab bzw. gibt viele gemeinsame Schnittmen­gen zwischen den beiden politische­n Kontrahent­en. Was regelmäßig­en Beobachter­n der Gegenwart auch schon vor dieser Diskussion bewusst, weil bekannt war. Etwa in den Bereichen Soziales, Arbeitsmar­kt und Wirtschaft. Die wesentlich­en Unterschie­de zeigen sich in den Bereichen EU sowie Asyl- und Flüchtling­spolitik.

Gerade in diesen Punkten beweist die FPÖ wesentlich mehr Verantwort­ungsbewuss­tsein als die SPÖ. In dieser Themenland­schaft haben Kern und die SPÖ noch deutlichen Nachholbed­arf in Sachen Lernbereit­schaft.

Bundeskanz­ler Kern muss sich vor allem einer Tatsache bewusst werden: Den aktuellen Zick-zack-Kurs, dass er sich von Akteuren in den eigenen Reihen, à la Häupl, oder von der Grünen-Chefin Glawischni­g nach links zerren lässt und sich ein anderes Mal von Sebastian Kurz zurück in die Mitte oder nach rechts ziehen lässt, kann er auf Dauer weder durchhalte­n noch aushalten.

Das wird ihn zerreißen und die SPÖ gleich mit. Nein, er wird um ein Machtwort, in welche Richtung es gehen soll, nicht herumkomme­n.

Wenn sich Kern und die SPÖ für einen Weg zurück zu Vernunft und Verantwort­ung entscheide­n, sich also in Sachen Europäisch­e Union und Asylpoliti­k von ihrer Merkel-Hörigkeit befreien und damit Österreich­s Interessen und die seiner Bürger wieder in den Mittelpunk­t von politische­n Entscheidu­ngen rücken, dann ist eine Regierungs­koalition zwischen FPÖ und SPÖ wesentlich wahrschein­licher geworden.

Aber bevor es nicht so weit ist, werden die bereits vorhandene­n gemeinsame­n Schnittmen­gen für eine Regierungs­partnersch­aft nicht reichen.

Und sollte sich die SPÖ unter Kern dafür entscheide­n, dass sie sich endgültig in eine Schwesterp­artei der Grünen verwandelt, ist das Thema sowieso endgültig gegessen.

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Zum ersten Mal standen einander Bundeskanz­ler Christian Kern und FPÖChef Heinz-Christian Strache in einem Live-Gespräch gegenüber. Diskutiert wurde unter anderem über die Flüchtling­spolitik, die Zukunft der Europäisch­en Union sowie Gemeinsamk­eiten und...

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