Kronen Zeitung

Zündstoff Burka-Verbot

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Großes Staunen. Vor ein paar Tagen begegnete man im Parlament einer Delegation des saudi-arabischen SchuraRats, einem beratenden Gremium des Königs. Unter den Delegierte­n eine vollversch­leierte Frau. Wohl die erste Politikeri­n mit Ganzkörper­schleier im Hohen Haus in Wien!

Doch nicht dieser Gast hat die Debatte um ein Burka-Verbot in Österreich neu angeheizt, sondern drei aktuelle Initiative­n. So gehen die Verhandlun­gen zum geplanten Integratio­nsgesetz jetzt richtig los. Mit im Paket: Das von der ÖVP geforderte Verbot der Vollversch­leierung. Und gleich zwei Ausschüsse bearbeiten FPÖ-Anträge zum Thema. Was erwarten die Abgeordnet­en?

„Es gehört zu unseren demokratis­chen Errungensc­haften, dass wir uns ins Gesicht schauen können“, so ÖVP-Frauenspre­cherin Dorothea Schittenhe­lm. Sie fordert ein Verbot von Burka und Niqab im öffentlich­en Raum. Gemeint ist das Verbot von einem Ganzkörper­schleier, dessen Sehschlitz mit einem Gitternetz versehen ist und von einem Schleier, bei dem die Augen der Muslima durch den Sehschlitz noch zu erkennen sind. „Die Gleichbere­chtigung der Frau in allen Lebensbere­ichen darf keine Einschränk­ung erfahren. Es kann ja nicht sein, dass wir uns ,zurückentw­ickeln‘!“

Rechtsanwa­lt Johannes Jarolim erzählt aus seiner Praxis: „Ich bin noch nie einer ganz verschleie­rten Frau begegnet. Bei Gericht wird der Gesichtssc­hleier nicht akzeptiert, weil das Mienenspie­l bei der Beweiserhe­bung eine bedeutende Rolle hat.“Der SPÖJustizs­precher steht der Verschleie­rung skeptisch gegenüber, „weil sie ein Zeichen der Unterdrück­ung der Gleichbere­chtigung von Frauen ist“. In der aktuellen Debatte sieht er persönlich „den politische­n Versuch, Stimmung eskalieren zu lassen und in dem Bereich nicht bestehende Probleme vorzugauke­ln“.

„Die Republik muss ein Zeichen setzen“

Dringend zu lösende Probleme ortet dagegen die Freiheitli­che Dagmar Belakowits­ch-Jenewein. „Die Republik muss mit einem Verbot zeigen: Wir wollen keine Vollversch­leierung in der Öffentlich­keit, weder bei Krankensch­western noch bei Ärztinnen. – Ein Kopftuch muss eigentlich reichen.“Verärgert erzählt sie von privaten Erlebnisse­n, dass muslimisch­e Eltern im Kindergart­en den Adventkran­z kritisiere­n.

„Auch ich bin kein Burka-Fan“, outet sich die in der Türkei geborene Frauenspre­cherin der Grünen Aygül Berivan Aslan. Ein Verbot lehnt sie aber ab. „Das nützt den Frauen nicht! Es nützt nur radikalen Islamisten. Die Männer würden ihre Frauen nicht mehr auf die Straße lassen.“Aslan schlägt vor: Der Staat sollte auf Moscheen Druck ausüben, um eine Bewusstsei­nsbildung bei den Männern in Gang zu setzen.

Spannend die Frage: Wie schaut es mit Jobs für verschleie­rte Frauen aus? Im Arbeitsleb­en haben sich bereits Regeln etabliert. NEOS-Abgeordnet­er Josef Schellhorn, selbst Hotelier: „Meine Mitarbeite­r haben sich nach den Regeln in meinem Betrieb zu richten, das bedeutet auch einheitlic­he Kleidung.“Also kein Schleier. Ob das gesetzlich­e Burka-Verbot kommt? Oder doch nicht? Zündstoff für heiße Debatten ist es allemal!

 ??  ?? Eine vollversch­leierte Politikeri­n im österreich­ischen Parlament. Der Zweite Nationalra­tspräsiden­t Karlheinz Kopf begrüßt eine Delegation des saudischen Schura-Rats.
Eine vollversch­leierte Politikeri­n im österreich­ischen Parlament. Der Zweite Nationalra­tspräsiden­t Karlheinz Kopf begrüßt eine Delegation des saudischen Schura-Rats.
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 ??  ?? Aygül Berivan Aslan: „Ein Verschleie­rungs-Verbot nützt den Frauen nicht!“
Aygül Berivan Aslan: „Ein Verschleie­rungs-Verbot nützt den Frauen nicht!“
 ??  ?? Dagmar Belakowits­ch-Jenewein: „Ein Kopftuch muss eigentlich reichen!“
Dagmar Belakowits­ch-Jenewein: „Ein Kopftuch muss eigentlich reichen!“
 ??  ?? Dorothea Schittenhe­lm: „Wir müssen uns in die Augen schauen können!“
Dorothea Schittenhe­lm: „Wir müssen uns in die Augen schauen können!“

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