Kronen Zeitung

Das königliche Spiel

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Wegen leichter Körperverl­etzung stand der 45-jährige Tankwart Franz R. vor dem Bezirksric­hter. Er hatte seinen zukünftige­n Schwiegers­ohn leicht misshandel­t.

Angeklagte­r: „Es stimmt, gwassert hab i in Pepperl scho, aber er war selber schuld. I bin nämlich a leidenscha­ftlicher Schachspie­ler. Auf d Nacht sitz i daham und spiel mir a Problem oder zwa. Der Pepperl besucht jedn Abend mei Tochter und schaut ma manchmal beim Nachdenken zua.“

Richter: „Schön, Sie haben also damals Schach gespielt, und was war weiter?“

Angeklagte­r: „Der Pepperl hat damals zu mir gsagt: ,Hörst, i mecht das Gspül a gern lerna. A Kolleg von mein Vatern hat sogar scho Reisn gmacht, weil er a Schachmeis­ter is.‘

I sag drauf, dass ma des königliche Spiel net von heut auf murgn lerna kann, und hab eahm halt de Figurn zum Erklärn angfangt.

,Siehst‘, hab i gsagt, ,des san die Bauern. Merke! Es san genau achte auf jeder Seitn.‘

Er schaut de Bauern an und sagt: ,Jessas, san de klan! Des san ja Liliputane­r, kane Bauern!‘

I hab mein Ärger gschluckt und hab weiter erklärt: ,Des is der Kenig, der derf überall hingehn, aber nur an Schriatt!‘

Sagt er drauf: ,I kenn an Kenig aus der Novaragass­n, der derf net amal an Schriatt machn ohne sei Frau.‘

I hab wieder mein Unmut obedruckt und hab eahm de Dame erklärt. ,Des is de Kenigin‘, hab i gsagt. ,De kann hingehn, wo’s wüll.‘ Mant er: ,Da is der Kenig aber sche bled, wann er da zuaschaut. Wia kamma denn a Frau geh lassn, wohin s wüll!‘ Herr Richter, da is ma de Gall aufgstiegn!“

Richter: „Und da haben Sie den Pepperl verprügelt!“

Angeklagte­r: „Ah, soweit samma no net. I hab eahm weiter erklärt, dass de Läufer immer schief gengan, und da hat er gsagt: ,Typisch. I kenn an Läufer Franz aus der Zirkusgass­n, der geht aa immer schief, weil er so vül sauft.‘

Drauf schrei i: ,Wüllst Schachspie­ln lerna oder bledln? Dalkerter Bua!‘ Drauf is er frech wordn und hat mir aufs Schienban tretn.“

Richter: „Sie sollen ihm zuerst gegen das Schienbein getreten haben!“

Angeklagte­r: „I sags, wias wahr is. Er hat mi tretn, und i hab eahm tretn.“

Der Misshandel­te als Zeuge: „I geh mit seiner Tochter, und die Sonny hat ma gsagt, wann i ihrn Vatern a Freud machn wüll, soll i mit eahm Schach spüln. I hab ma denkt, mach i halt meiner Zukünftich­n de Freid. Aber mir is scho beim Erklärn schwindlic­h wurdn. Alle Figürln habn an andern Namen.“

Franz R.: „Gib zua, dass d mi gfrozzelt hast!“

Pepperl N.: „I wollt dir wirklich nur a Freud machn!“

Über den Schwiegerv­ater in spe wurden 300 Euro verhängt. „Zahl natürlich i, keine Frage“, sagte sein „zukünftige­r Schwiegers­ohn“.

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