Kronen Zeitung

Kurz blockiert Türkei-Gespräche

Österreich verweigert Zustimmung zu EU-Beschluss zur Erweiterun­g der Union:

- VON CHRISTIAN HAUENSTEIN krone.at-VOTING

Wi e n . – „So kann ich dem nicht zustimmen“, stellt Außenminis­ter Kurz im „Krone“-Gespräch klar. Gemeint ist ein EU-Papier zur Erweiterun­g der Union, in dem die ernste politische Lage in der Türkei quasi ausgeblend­et wird. Sebastian Kurz: „Wir verlangen, dass die Beitrittsg­espräche mit Ankara ausgesetzt werden.“

Seit die Türkei nach dem misslungen­en Putschvers­uch immer weiter in Richtung einer Autokratie unter Sultan Erdoğan abrutscht, macht Österreich sich von Kanzler Kern abwärts an vorderster Front stark für einen Abbruch oder zumindest ein Aussetzen der EUBeitritt­sverhandlu­ngen mit dem Land am Bosporus. Doch angeführt von Deutschlan­d und Frankreich gibt man sich in Brüssel blind für die Zustände in der Türkei.

Im so genannten Fortschrit­tsbericht zur EU-Erweiterun­g findet sich keine Zeile dazu, dass Erdoğan Andersdenk­ende einschücht­ern und Journalist­en und opposition­elle Parlamenta­rier einsperren lässt. Und die geplante Einführung der Todesstraf­e wird mit keinem Wort erwähnt. Auch das jüngste Votum des EU-Parlamente­s, das sich über alle Parteigren­zen hinweg nahezu einstimmig für ein Aussetzen der Türkei-Verhandlun­gen ausgesproc­hen hat, findet keinerlei Berücksich­tigung.

Damit dieser Fortschrit­tsbericht im Rat der EU-Außenminis­ter abgesegnet werden kann, braucht es allerdings ein einstimmig­es Votum. Das es aber wahrschein­lich nicht geben wird.

„Wir müssen ein klares politische­s Signal setzen“, sagt Sebastian Kurz zur „Krone“. „Wenn in dem Papier nicht klar festgehalt­en wird, dass die Verhandlun­gen mit der Türkei eingefrore­n werden, wird es von mir keine Zustimmung geben.“

Das käme de facto einer österreich­ischen Blockade der Beitrittsg­espräche mit der Türkei gleich, da keine neuen Verhandlun­gskapitel mehr eröffnet werden könnten. Der Ball würde zurückgehe­n auf die Ebene der Staats- und Regierungs­chefs der Union.

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