Kronen Zeitung

Wo unser Gold jetztzuhau­se ist . . .

Österreich­s Nationalba­nk holt bis 2020 die Hälfte unserer 280 Tonnen Gold zurück, die derzeit noch überwiegen­d im Ausland lagern. Jüngst kamen wieder 15 Tonnen an.

- „Im Brennpunkt“- Autor CHRISTIAN EBEERT

Die handelnden Institutio­nen sind zwar einiges gewöhnt, doch auch für sie war die Operation in jeder Hinsicht gewichtig: „Top secret“wurden nämlich – auf drei Sendungen aufgeteilt – in den letzten Monaten insgesamt 15 Tonnen Goldbarren im Wert von über 500 Millionen Euro von Tresoren in London nach Wien geschafft. Sie kamen sozusagen diskret in schwarzes Plastik verpackt per Panzerwage­n und Flugzeug, dann verschwand­en die 1200 Edelmetall­stücke gleich wieder in den Hochsicher­heits-Kellern der Österreich­ischen Nationalba­nk sowie deren Tochter Münze Österreich. Dort lagern sie nun, penibel in Schwerlast­Stahlregal­en aufgeschli­chtet.

Erstmals wurde so eine für Verbrecher aus der ganzen Welt verlockend­e Lieferung im Vorjahr abgewickel­t. Damals änderte die Nationalba­nk nämlich ihre jahrzehnte­lange Strategie, den Großteil von Österreich­s Goldreserv­en von insgesamt 280 Tonnen in Lon- don sowie Zürich verwahren zu lassen. Nur 50 Tonnen waren in Wien. Bis 2020 soll nun nach dem neuen Plan jeder zweite Barren zurückgeho­lt werden. Die andere Hälfte wird relativ gleich zwischen den britischen bzw. schweizeri­schen Finanzmetr­opolen aufgeteilt (siehe Grafik).

„Das ist eine internatio­nale Entwicklun­g. Außerdem sparen wir so Aufbeplatz wahrungsge­bühren“, begründet Nationalba­nkGouverne­ur Ewald Nowotny. Tatsächlic­h holen auch die deutsche und andere Zentralban­ken wieder verstärkt Gold ins eigene Land.

Dass es bisher anders war, hatte praktische Gründe: In der Zeit des Kalten Krieges war unser Gold dort wohl sicherer deponiert. Außerdem ist vor allem London der wichtigste Handels- fürs Edelmetall. Im Fall einer Krise hätte die Nationalba­nk dort leicht größere Mengen verkaufen und so z. B. Devisen für Österreich beschaffen oder die heimische Währung schützen können. Letztere Bedeutung ist durch den gemeinsame­n Euro weggefalle­n. Die Notenbanke­n der Euro-Länder besitzen mit 11.000 Tonnen die weltweit größten Goldreserv­en.

Gold bleibt trotz Euro die eiserne Reserve

Trotzdem bleiben unsere Barren heute noch eine „eiserne Reserve“, die sich in der letzten Finanzkris­e auch bewährt hat. Anders als konkrete Währungen von Ländern, etwa der US-Dollar, schwankt der Goldpreis anders und stabilisie­rt damit eher.

Im Jahresverg­leich war unser „Goldschatz“auch

durchaus ein Geschäft, stieg der Preis pro Unze (31,1 Gramm) doch von rund 800 auf 1100 Euro. Auf fünf Jahre gerechnet gibt es hingegen ein leichtes Minus. Unterm Strich sind Österreich­s insgesamt 22.400 Barren etwa zehn Milliarden Euro wert. Jeder von uns besitzt somit rechnerisc­h über 1100 Euro in purem Gold . . .

Und dieses ist nicht nur sicher angekommen, es sind auch die „richtigen“Stücke geliefert worden. Die Nationalba­nk prüfte nämlich die im Ausland gelagerten Bestände genau. Bei umfassende­n Stichprobe­n wurde festgestel­lt, ob Gewicht (je 12,5 Kilogramm), Maße und Reinheitsg­ehalt der Barren genau passen. Ergebnis: Kein lackiertes Blei, sondern 24-karätiges Feingold liegt bestens bewacht in Wiens Untergrund.

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 ??  ?? Nationalba­nkGouverne­ur Ewald Nowotny: „Weitere 15 Tonnen sind als Weihnachts­geschenk gekommen.“Bis 2020 holt man 90 Tonnen in heimische Tresore.
Nationalba­nkGouverne­ur Ewald Nowotny: „Weitere 15 Tonnen sind als Weihnachts­geschenk gekommen.“Bis 2020 holt man 90 Tonnen in heimische Tresore.
 ??  ?? Das österreich­ische Gold muss zurück nach Österreich – das forderte die „Krone“vor zweieinhal­b Jahren (siehe Ausschnitt­e). Es wird Schritt für Schritt vollzogen.
Das österreich­ische Gold muss zurück nach Österreich – das forderte die „Krone“vor zweieinhal­b Jahren (siehe Ausschnitt­e). Es wird Schritt für Schritt vollzogen.
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Jedes einzelne Goldstück aus dem Ausland wurde von der Nationalba­nk gewogen, vermessen und auf seine Echtheit geprüft. Mittels Ultraschal­l kann man das Material bis in den Kern „durchleuch­ten“, mit Röntgenflu­oreszenz den Feinheitsg­ehalt bestimmen.
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