Wo unser Gold jetztzuhause ist . . .
Österreichs Nationalbank holt bis 2020 die Hälfte unserer 280 Tonnen Gold zurück, die derzeit noch überwiegend im Ausland lagern. Jüngst kamen wieder 15 Tonnen an.
Die handelnden Institutionen sind zwar einiges gewöhnt, doch auch für sie war die Operation in jeder Hinsicht gewichtig: „Top secret“wurden nämlich – auf drei Sendungen aufgeteilt – in den letzten Monaten insgesamt 15 Tonnen Goldbarren im Wert von über 500 Millionen Euro von Tresoren in London nach Wien geschafft. Sie kamen sozusagen diskret in schwarzes Plastik verpackt per Panzerwagen und Flugzeug, dann verschwanden die 1200 Edelmetallstücke gleich wieder in den Hochsicherheits-Kellern der Österreichischen Nationalbank sowie deren Tochter Münze Österreich. Dort lagern sie nun, penibel in SchwerlastStahlregalen aufgeschlichtet.
Erstmals wurde so eine für Verbrecher aus der ganzen Welt verlockende Lieferung im Vorjahr abgewickelt. Damals änderte die Nationalbank nämlich ihre jahrzehntelange Strategie, den Großteil von Österreichs Goldreserven von insgesamt 280 Tonnen in Lon- don sowie Zürich verwahren zu lassen. Nur 50 Tonnen waren in Wien. Bis 2020 soll nun nach dem neuen Plan jeder zweite Barren zurückgeholt werden. Die andere Hälfte wird relativ gleich zwischen den britischen bzw. schweizerischen Finanzmetropolen aufgeteilt (siehe Grafik).
„Das ist eine internationale Entwicklung. Außerdem sparen wir so Aufbeplatz wahrungsgebühren“, begründet NationalbankGouverneur Ewald Nowotny. Tatsächlich holen auch die deutsche und andere Zentralbanken wieder verstärkt Gold ins eigene Land.
Dass es bisher anders war, hatte praktische Gründe: In der Zeit des Kalten Krieges war unser Gold dort wohl sicherer deponiert. Außerdem ist vor allem London der wichtigste Handels- fürs Edelmetall. Im Fall einer Krise hätte die Nationalbank dort leicht größere Mengen verkaufen und so z. B. Devisen für Österreich beschaffen oder die heimische Währung schützen können. Letztere Bedeutung ist durch den gemeinsamen Euro weggefallen. Die Notenbanken der Euro-Länder besitzen mit 11.000 Tonnen die weltweit größten Goldreserven.
Gold bleibt trotz Euro die eiserne Reserve
Trotzdem bleiben unsere Barren heute noch eine „eiserne Reserve“, die sich in der letzten Finanzkrise auch bewährt hat. Anders als konkrete Währungen von Ländern, etwa der US-Dollar, schwankt der Goldpreis anders und stabilisiert damit eher.
Im Jahresvergleich war unser „Goldschatz“auch
durchaus ein Geschäft, stieg der Preis pro Unze (31,1 Gramm) doch von rund 800 auf 1100 Euro. Auf fünf Jahre gerechnet gibt es hingegen ein leichtes Minus. Unterm Strich sind Österreichs insgesamt 22.400 Barren etwa zehn Milliarden Euro wert. Jeder von uns besitzt somit rechnerisch über 1100 Euro in purem Gold . . .
Und dieses ist nicht nur sicher angekommen, es sind auch die „richtigen“Stücke geliefert worden. Die Nationalbank prüfte nämlich die im Ausland gelagerten Bestände genau. Bei umfassenden Stichproben wurde festgestellt, ob Gewicht (je 12,5 Kilogramm), Maße und Reinheitsgehalt der Barren genau passen. Ergebnis: Kein lackiertes Blei, sondern 24-karätiges Feingold liegt bestens bewacht in Wiens Untergrund.