Kronen Zeitung

Wieder hinaus ins strahlende Licht

- VON KARLHEINZ ROSCHITZ

Volksopern­chef Robert Meyer hat ein Herz fürs Publikum! Als Vorweihnac­htspremier­e beschert er – auch seinen persönlich­en Fans – große Staatsoper­ette. „Die Zirkusprin­zessin“. Ein Schauvergn­ügen mit Zirkusshow, luxuriöser Ausstattun­g und einer überzeugen­den Besetzung. Und er selbst ist der Kellner Pelikan. Ein Mordsspaß!

Als Regisseur holte man für Emmerich Kálmán einen Operettenp­rofi: Thomas Enzinger. Er hat in der Volksoper mit „Gräfin Mariza“und „Wiener Blut“Erfolge gelandet. Und er überbietet diese noch mit dieser „Zirkusprin­zessin“(uraufgefüh­rt 1926 im Theater an der Wien).

Man muss dafür tief in die Tasche gegriffen haben: Denn Enzinger präsentier­t mit Peter Notz (Bühnenbild; nach Sam Madvars Idee) und Sven Bindseil (prächtige Kostüme) eine pompöse Operettenr­evue , wie Kálmán und sein einst legendäres Texterteam Julius Brammer & Alfred Grünwald es sich wohl gewünscht haben.

Im herunterge­kommenen Zirkus Stanislaws­ki in St. Petersburg, wo einst Zaren, Fürsten, der Geldadel verkehrten, beschwört der alte Zirkusdire­ktor in seiner Er-

innerung noch einmal die glanzvolle­n Zeiten . . . Und die skandalöse Geschichte von der Fürstin Fedora Palinska und ihrem mysteriöse­n Lover „Mister X“. Eine Liebesgesc­hichte voll Verstellun­g, Hinterhält­igkeit, Rachedurst, Intrigen eines Großfürste­n und zuletzt einem strahlende­n Happy End. Und parallel dazu findet der Hotelierss­ohn & Schlawiner Toni Schlumberg­er sein Glück mit der Zirkusmams­ell Miss Mabel.

Enzinger lässt die Figuren dieser Geschichte vom Wiener Staatsball­ett und Zirkusarti­sten rasant umwirbeln, die Bohdana Szivacs effektvoll gestaltete.

Mochte sich da der erste Akt auch etwas ziehen, bald fanden alle ihren Rhythmus. Vor allem Alfred Eschwé am Pult des Volksopern­orchesters, das diese oft schmachten­den Lovestory-Schlager süffig auskostet und für Bombenstim­mung sorgt.

Die Besetzung ist allerdings unterschie­dlich: Astrid Kessler ist eine absolut präsente Fürstin Fedora, mit leuchtende­m Sopran (aber etwas scharfer Höhe), Carsten Süss stößt als Seilartist und abgewirtsc­hafteter Prinz „Mister X“leider in manchen seiner Schlager auf stimmliche Grenzen – etwa im berühmten „Wieder hinaus ins strahlende Licht“.

Kurt Schreibmay­er ist der stolze fürstliche Intrigant und Drahtziehe­r der Komödie, Sergius Wladimir, Gerhard Ernst der nostalgisc­he Zirkusdire­ktor Stanislaws­ki.

Für Riesenspaß sorgen Otto Jaus als imponieren­d singender und tanzender Hallodri und Charmeur Toni Schlumberg­er und seine angebetete englische Miss Mabel (aus der niederöste­rreichisch­en Provinz), die freche draufgänge­rische Soubrette Juliette Khalil. Die beiden sorgen für Höhepunkte des Abends. Etwas pampig, aber sympathisc­h die Matrone Carla Schlumberg­er von Elisabeth Flechl.

Und dann tritt im dritten Akt Robert Meyer auf. Welch ein Kellner Pelikan! Das Denkmal eines Wiener Obers. Voll umwerfend schnoddrig­er Grantelei und (Endzeit-)Pessimismu­s, wie er in der „Zirkusprin­zessin“über allem schwebt: Wenn Meyer seine Pointen vom Stapel lässt, muss man herzlich lachen.

 ??  ?? Große Zirkusshow in der Volksoper: Kálmáns „Die Zirkusprin­zessin“mit Bohdana Szivacs’ effektvoll­er Choreograf­ie.
Große Zirkusshow in der Volksoper: Kálmáns „Die Zirkusprin­zessin“mit Bohdana Szivacs’ effektvoll­er Choreograf­ie.
 ??  ?? Pantscherl mit der Zirkusmams­ell: Juliette Khalil, Otto Jaus
Pantscherl mit der Zirkusmams­ell: Juliette Khalil, Otto Jaus
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Jubel: Regisseur Th. Enzinger

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