Kronen Zeitung

Der Weihnachts­hundund die große Liebe

Wohnzimmer statt Pflegeheim: Das ist nur möglich, wenn man auf verlässlic­he Hilfe zählen kann. Hier berichten Senioren und ihre Betreuer, wie sie gemeinsam feiern.

- Karin Podolak

Was der slowakisch­e Pfleger Dusan S. – links im Bild mit dem Ehepaar Sch. aus Kleinwilfe­rsdorf bei Korneuburg, NÖ – an seinem Beruf ganz besonders schätzt? Seine Frau Kvetoslava. Denn sie arbeitet im selben Metier und auch noch im selben Ort. Dort haben sie sich ja auch kennengele­rnt. Schnell war Dusan klar – sie ist meine große Liebe!

Freunde treffen, in die Kirche gehen

„Den Umstieg vom Finanzbere­ich in den Pflegeberu­f habe ich nie bereut, das würde ich jederzeit wieder wagen“, erzählt der 54-Jährige beim Weihnachts­fest mit „seiner Familie“in Österreich. Anna und Karl. Auch sie sind ein Liebespaar. Seit so vielen Jahren.

Wie viele das sind, daran kann sich Anna zwar nicht mehr so genau erinnern, und manchmal erkennt sie ihren Karl auch nicht gleich. Die Demenz löscht ihr Gedächtnis nach und nach aus. Aber der ehemalige Angestellt­e würde sich niemals von ihr trennen. Und eine Schokotort­e zaubert der 82 Jahre alten Frau nach wie vor ein Lächeln auf die Lippen.

Weil Karl aufgrund einer Querschnit­tlähmung im Rollstuhl sitzt, kann er sich mit seinen 84 Jahren nicht allein um seine Frau kümmern. Dafür haben sie „ihren Dusan“. „Es ist uns wichtig, Freunde und Bekannte zu treffen. Eine schöne Gelegenhei­t, einmal rauszukomm­en. Besonders zu Weihnachte­n freuen wir uns auf den Sonntag, um gemeinsam in die heilige Messe zu gehen“, so der Pfleger.

Ein Herz und eine Seele sind Leopold B. aus Wien und Beata P. aus der Slowakei. Seit der ehemalige Ar-

einen schweren Schlaganfa­ll hatte, benötigt er 24 Stunden Betreuung, denn seine drei Kinder leben alle in den USA.

„Leo ist ein sehr guter Mensch mit gutem Herzen. Auch wenn er sich manchmal ärgert, ich sehe seine lachenden Augen. Er akzeptiert mich so, wie ich bin“, freut sich die 55 Jahre alte Beata sehr über die vielen interessan­ten Gespräche, die sie führen.

Gesprächsp­artner für ältere Menschen

„Es wirkt sich positiv auf die geistige Fitness aus, wenn man jemanden zum Reden hat“, so Margit Hermentin von der Pflegeverm­ittlung „gutbetreut.at“. „Profession­ellen Pflegerinn­en und Pflegern ist bewusst, dass sie nicht nur als aktive Hilfe im Alltag eine wichtige Rolle spielen, sondern eben auch die persönlich­e Ebene eine große Bedeutung hat.“

Der kleine „Napoleon“spielt im Leben von Margaretha H. (92) und Vlasta M. (55) eine wichtige Rolle. Er ist nämlich ganz ohne spezielle Ausbildung, dafür aber mit seiner guten Erziehung für die alte Dame zum „Therapiehu­nd“geworden.

„Ich liebe die Arbeit mit Menschen“

Als sie im Vorjahr ziemlich verzagt im Krankenhau­s lag, ließ sich der Vierbeiner heimlich in eine Reisetasch­e stecken und von seinem Frauchen ans Spitalsbet­t bringen. „Die beiden haben mir so viel Kraft gegeben, dass ich ein paar Tage früher entlassen werden konnte“, erzählt die Patientin heute. Denn sie sitzt nun gemütlich mit Margit Hermentin, Gründerin von „gutbetreut.at“, auf dem Sofa im Wohnzimmer.

Auch Vlasta kam über Umwegen zum Pflegebe- ruf, sie ist technische Zeichnerin: „Ich liebe die Arbeit mit Menschen und bin jedes mal glücklich, wenn ich sehe, wie viel Freude Frau Grete hat!“Ein wahrlich guter Grund. Denn die ehemalige Buchhalter­in in einer Ölfirma hat selber keine Kinder und war bereits im Pflege- heim. Vlasta: „Frau Grete ist voll in meine Familie integriert, und wir sind gute Freundinne­n geworden.“

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