Kronen Zeitung

Abschied von unserem „Telemax“

Trauer um Robert Löffler, der im Alter von 85 Jahren in Wien gestorben ist.

-

Robert Löffler ist tot. In der Nacht von Montag auf Dienstag nach kurzer schwerer Krankheit eingeschla­fen.

Vor wenigen Wochen haben wir noch am Telefon gescherzt. Er freue sich, meine liebe Stimme zu hören. Und ich antwortete, dass ich froh bin, ihn so munter und guten Mutes zu hören. Das täusche leider, meinte der 85-jährige Telemax. Er habe Probleme beim Gehen, das Alter! Doch ich solle mir keine Sorgen machen, die Kolumne für morgen sei schon fertig.

Jetzt wird es keine neuen Kolumnen mehr geben. Der Computer, mit dem er zu Anfang seine liebe Not hatte, der ihm aber später das Schreiben und vor allem das Übermittel­n seiner Texte immens erleichter­te, bleibt für immer dunkel.

Geboren wurde Robert Löffler am 8. Mai 1931 in Wien. Besonders stolz war er, im altehrwürd­igen Melker Stiftsgymn­asium maturiert zu haben. Weniger stolz, dass er „nur einige Semester Studium der Zeitungswi­ssenschaft“absolviert hatte. 1954 kam er zum „Bild-Telegraf“, wo er unter dem späteren ORF-Generalint­endanten Gerd Bacher seine erste Fernsehkol­umne schrieb. Bacher war es auch, der das Pseudonym „Telemax“erfand, mit dem Löffler später zum „Express“wechselte und seit 1971 in der „Kronen Zeitung“seine Kolumnen schrieb.

Täglich. Kein Tag, an dem diese, aus welchem Grund auch immer, entfallen musste. Eine Freude für alle Leser, die ihm eifrig schrieben, Anregungen lieferten, mit ihm diskutiert­en. Eine besondere für mich. Denn täglich kam er in mein Büro, und wir hielten eine kleine Plauderei. Über seine Eltern, die „alte Telemax“, sein Häuschen bei Kirchberg und die beiden Enkeltöcht­er, die sein großer Stolz waren. Geschichte­n aus seinen Anfängen, Reisen, die er mit seinem Freund Roman Schliesser unternomme­n hatte, und der sich immer die Sachen getraut hat, die er, Löffler, gerne auch gemacht hätte. Aber dann doch sich selbst verbat. Und jeden Abend zu seiner ge- liebten Ehefrau zurückkehr­te. Denn Treue ging ihm über alles. Auch zu seinen Lesern, die er mit seinen intellektu­ellen, philosophi­schen und ironischen Texten Tag für Tag begeistert­e. Jede Kolumne ein kleines Meisterwer­k, das von ihm persönlich auch vom ersten Wort bis zum letzten Korrekturl­esen überwacht wurde.

Unter seinen unzähligen Fans sind viele Prominente wie der Kabarettis­t Josef Hader (auch er ein Absolvent des Melker Stiftsgymn­asiums, das verbindet!), der sich der Wertschätz­ung Löfflers erfreuen durfte. Und es machte Löffler stolz, dass der junge Kollege seine Texte auf der Bühne vortrug. Stolz war er, aber wieder nicht so „übermütig“, dass er dessen Einladung zur Lesung gefolgt wäre.

Löffler mied die Öffentlich­keit. Interviewa­nfragen wurden von dem „wohl unbekannte­sten Prominente­n des Landes“(wie er auf den Buchrücken seiner literarisc­hen Veröffentl­ichungen bezeichnet wird) freundlich, aber bestimmt abgelehnt. Und fast alle Ehrungen. Bei einigen konnte aber auch der bescheiden­e Herr Löffler nicht widerstehe­n, wie bei dem Nestroy-Ring 1983 oder der Ehrenmedai­lle der Bundeshaup­tstadt Wien in Gold 1991.

Wie meinte einst „Krone“-Gründer Hans Dichand: „Die Chance, dass auch nur ein Mensch vor dem Fernseher das denken könnte, was Robert Löffler dazu einfällt, dürfte etwa so groß sein wie die Gefahr, dass jemand auf der Erde von einem Meteor getroffen wird.“

Das Gefühl, als wir von seinem Tod erfuhren, war so!

 ??  ?? Gratulatio­n zur Ehrenmedai­lle von „Krone“-Herausgebe­r Hans Dichand 1991 an seinen längstdien­enden Kolumniste­n.
Gratulatio­n zur Ehrenmedai­lle von „Krone“-Herausgebe­r Hans Dichand 1991 an seinen längstdien­enden Kolumniste­n.
 ??  ?? Robert Löffler 1983, mit Helga Dichand und Gerd Bacher. Unten: Kabarettis­t Josef Hader & Löffler – zwei, die einander schätzten.
Robert Löffler 1983, mit Helga Dichand und Gerd Bacher. Unten: Kabarettis­t Josef Hader & Löffler – zwei, die einander schätzten.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria