Kronen Zeitung

Die Hausbank ist nicht so richtig begeistert

- georg. fraisl@ kronenzeit­ung. at

Schweiz? Die Augenbraue­n gehen hoch, die Stimmlage auch. Und der Zweifel schwingt bei diesem Wort nicht nur mit, die Sorgen schleppen den Begriff förmlich durch den Raum.

„ Schweiiiii­z? Sie wollen wirklich in die Schweiz?“

Jetzt richtet sich das Gegenüber auf, streicht mit einer knappen, aber sehr routiniert­en Bewegung die Krawatte zurecht – und kommt dem Bittstelle­r entgegen. Der volle Ernst der bitteren Lage hängt nun wie ein schweres Gewitter im Büro.

Schweiz. Noch einmal fällt dieses Wort. Diesmal knapper, trockener, sachlicher. Dann lässt sich der Mann in seinen Designerst­uhl fallen. Diesmal ohne Rücksicht auf die Krawatte, die auf diese Ignoranz mit einer schlaffen Bewegung reagiert.

„ Ja, genau. Schweiz. Weil da die WM . . .“

Der Bittstelle­r bricht ab. Die Resignatio­n ist zum Greifen, sie raubt dem ganzen Raum die Luft zum Atmen.

So muss es sich am „ black friday“in der Wall Street angefühlt haben. Aus, Ende. Ein gewaltiges schwarzes FinanzLoch hat sich aufgetan, um alles Pekuniäre zu verschling­en.

Den Bitt- steller erfasst ein Schwindel, der in Übelkeit mündet.

„ Sie sind sich der Umstände bewusst“, zerschneid­et das Gegenüber mit messerscha­rfen Vokalen die dicke Luft, „ ich meine, wir sprechen in Ihrem Fall schon von Negativkap­ital. Wir als Ihre Hausbank . . .“

Die restlichen Worte gehen im Rauschen des Schwindels unter. Tja, der Schweizer Franken. Die moderne Finanz- Geißel. Gnadenlos treibt sie ihre Dornen in das Fleisch der Konsumente­n. Und lässt alle kräftig bluten.

Am 3. Februar 2003, einen Tag nach der Eröffnung der vierten Ski- WM in St. Moritz, bekam man für einen Euro 1,4666 Schweizer Franken – nun, bei der fünften, sind es nur noch 1,0690.

Dabei kam die WMReise schon 2003 einer Plünderung gleich, deren Auswirkung­en auch dem Gegenüber mit Krawatte in Erinnerung geblieben sein dürften. Tja . . .

„ Schaun Sie: Wir haben ja Verständni­s. Wir wollen Ihre WM- Ambitionen keinesfall­s bremsen. Nur . . . die Zeiten sind nicht leicht.“

Im Mund ist es trocken wie in der Sahelzone. Übelkeit, Schwindel. „ Und mit einem Kredit???“

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