Kronen Zeitung

Ratlos in Washington

- www. krone. at/ diakonie

Was macht Donald J. Trump, den 45. Präsidente­n der USA, gefährlich? Er sei ein Narziss und beratungsr­esistent, lautet die Antwort vieler internatio­naler Kommentato­ren. In sein eigenes Spiegelbil­d verliebt, wird der Rat erfahrener Experten und Politiker einfach ausgeblend­et. Der Mann ist sich selbst genug und hört nicht zu.

Doch einen Rat anzunehmen, ist für niemanden leicht. Einen Rat annehmen, das verlangt viel von uns. Vor allem die Bereitscha­ft, nicht selbst alles am besten zu wissen. Und es verlangt auch ein gerüttelt Maß an Vertrauen, dass der Rat ohne Hintergeda­nken gegeben wird. Raten lassen wir uns nur, wenn wir Vertrauen haben können.

Einen guten Rat geben ist vielleicht die noch größere Kunst. Denn das heißt, sich einmischen, sich entäußern, das Risiko einzugehen, zurückgewi­esen zu werden. Es heißt aber auch Verantwort­ung zu übernehmen für andere. Doch einander zu beraten, sich nicht wegzuducke­n, wenn der andere in die Irre geht, das gehört zu einer guten Freundscha­ft dazu.

„ Wer weise ist, der höre zu und wachse an Weisheit, und wer verständig ist, der lasse sich raten“, heißt es im Buch der Sprüche in der Bibel. Zuhören können ist eine der wichtigste­n Tugenden für Menschen, die Verantwort­ung tragen. Dass Donald J. Trump sich lieber selber zuhört als anderen, ist nicht nur für US- Amerikaner beunruhige­nd. Nur wer sich selber raten lässt, kann auch ein guter Ratgeber sein. Wer sich nichts raten lässt, geht leicht in die Irre.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria