Das Richtige
Trauerfeier für einen großen Sozialdemokraten: Auf dem Wiener Zentralfriedhof nahmen diese Woche Wegbegleiter und Freundinnen – Männer sind freundlich mitgemeint – Abschied von Bernard Ingrisch. Eigentlich hätte Charly Blecha die Grabrede für den Wegbereiter der österreichischen Erwachsenenbildung halten sollen, aber weil er an Grippe erkrankt war, übernahm Heinz Fischer diese Aufgabe.
Die Feuerhalle war bis auf den letzten Platz besetzt, an der Urne des Verstorbenen hielten die Roten Falken Totenwache. Und dann passierte etwas sehr Bewegendes. Ein Mädchen begann zu weinen. Alle konnten es sehen und hören. Dem Mädchen liefen die Tränen über das Gesicht. Ihr Schluchzen drang bis in die Arkaden.
Erbarmungswürdiges Mädchen, dachten sich bestimmt ganz viele. Doch nur einer von den mehr als hundert Trauergästen stand auf, ging zu dem Mädchen hin und reichte ihm ein Taschentuch. Der ehemalige Bundespräsident.
Es war nur eine kleine Geste, aber sie zeugte von so viel Größe. Einen Menschen trösten. Einschreiten, wenn jemandem Unrecht geschieht. Den alten Nachbarn das nächste Mal fragen, wie es ihm geht.
Man muss kein Bundespräsident gewesen sein, um das Richtige zu tun. Aber Heinz Fischer ist ein starkes Vorbild. Er hat in berührender Weise vorgezeigt, dass es zur Mitmenschlichkeit oft nur ein paar Schritte sind.
Conny Bischofberger, Franziska Trost, Irina Lino und Barbara Kneidinger schreiben abwechselnd in der „ Krone“, was sie bewegt.