Wie in einem anderen Film
Morgen
beziehen Anna Veith und ihre Kolleginnen im Speedteam Quartier im Hotel Laudinella im Ortszentrum. Auch bei der letzten WM in St. Moritz im Jahr 2003 wohnte die gesamte österreichische Mannschaft in der riesigen Unterkunft. Und ebendort spielten sich damals Szenen ab, die zu den skurrilsten und verrücktesten der WM- Geschichte zählen.
Für die Präsentation des Super- G- Teams der Herren hatte der Skiverband den größten Besprechungssaal gemietet. Aber selbst der platzte bereits eine Stunde vor Beginn aus allen Nähten. Wenig später reichte die Schlange an TV- Teams, Fotografen und so weiter bereits bis vor den Hoteleingang. Drinnen waren vier Namensschilder für die vier Starter vorbereitet. Vor einem stand ein ganzer Berg an Mikrofonen, vor dem daneben ein einziges, vor den anderen beiden keines.
„ Von uns wollte damals keiner etwas wissen, alle fragten ihn“, erinnert sich Stephan Eberharter, „ aber mich hat das nur noch mehr motiviert, und ich nahm mir fest vor: Denen werd ich zeigen, wer hier die Nummer 1 ist!“
Er sollte tatsächlich Gold holen. Vor jenem Mann, der diesen nie zuvor und nie danach dagewesenen Rummel ausgelöst hatte: vor Hermann Maier! Erst wenige Tage zuvor hatte er im Super- G von Kitzbühel seinen ersten Sieg nach dem Motorradunfall mit den fürchterlichen Folgen gefeiert. Trotzdem drosch er vor lauter Zorn über seine fehlerhafte Fahrt und über verpasstes Gold die Stöcke in den Schnee. Typisch Maier.
Von dem Sportler, der 2003 der Jüngste im Team war, hat man solche Szenen bis heute nicht gesehen. Mit 22 feierte Hannes Reichelt damals sein WM- Debüt. Und nahm all den Rummel um Maier fast sprachlos vor Staunen zur Kenntnis: „ Ich habe mich gefühlt wie im falschen Film!“Im Rennen schied er 2003 aus, jetzt kehrt er mit 36 nach St. Moritz zurück. Als einer der Top- Favoriten
Und als Titelverteidiger.