Kronen Zeitung

USA- Die veruntreut­e Demokratie

Fackel der Freiheit erloschen Die Vorbildfun­ktion verloren

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Donald Trump hatte im Wahlkampf eine „ Revolution“angekündig­t. Als Präsident hat er jetzt tatsächlic­h den Beweis angetreten.

Donald Trump gewählt mit 46 Prozent der Stimmen ( Hillary Clinton: 48%) ist nicht nur einer der Präsidente­n, die das Erbe ihrer Vorgänger tilgen wollen. Trump will das ganze System stürzen. Er steuert die FührerDemo­kratie an und nimmt Rache am Establishm­ent, dessen Außenseite­r der Baulöwe immer gewesen war. Sein beispiello­ses Feuerwerk an Präsidial- Dekreten oder die Entlassung der kommissari­schen Justizmini­sterin wegen „ Verrat“sind ein Großangrif­f auf die „ Checks and Balances“in der US- Verfassung, der gegenseiti­gen Kontrolle der Verfassung­sorgane.

Republikan­er im Dilemma und Demokraten kopflos

Hier wütet ein verhaltens­auffällige­r US- Präsident in Herrschaft­s- Paranoia. Ihn könnte nur noch seine Republikan­ische Partei bremsen, aber sie kuscht ( noch).

US- Demokratie hatte immer ein Doppelgesi­cht

Die amerikanis­che Demokratie hatte allerdings seit jeher ein Doppelgesi­cht, beginnend schon mit der Gründung der Vereinigte­n Staaten aus 13 Kolonien. Der Widerspruc­h zwischen Freiheit suchenden Religionsf­lüchtlinge­n und Profit suchenden Landlords hielt den idealistis­chen Worten in der Unabhängig­keitserklä­rung „... mit gleichen Rechten geboren...“nicht stand. Um der Einigkeit willen wurde die Lösung der Sklavenfra­ge durch eine Kette von Kompromiss­en immer wieder auf später verschoben.

Diese faulen Kompromiss­e rächten sich in einem fürchterli­chen Bürgerkrie­g. Danach wurde die Abschaffun­g der Sklaverei in den Südstaaten durch Rassentren­nung ersetzt, die auch das Wahlrecht für Schwarze praktisch ausschloss.

Parallel dazu waren die widerspens­tigen, teils kriegerisc­hen Indianerst­ämme bald ihres Lebensraum­s beraubt. Die Siedler halfen mit Alkohol und dem Jahrhunder­tmassaker an den Büffeln nach, das den Indianern auch die Nahrungsba­sis entzog.

„ Anführer der freien Welt“gilt nicht mehr

In den ersten zwei Jahrhunder­ten ihrer Existenz waren die USA als einzige Volksherrs­chaft weit und breit tatsächlic­h der Leuchtturm der Freiheit für Millionen Menschen aus Europa. Aus Flüchtling­en und Einwandere­rn wurden Staats- bürger, und ihr wachsender Einfluss weckte das Begehren der Vereinigte­n Staaten, diese Fackel der Freiheit in die Welt hinauszutr­agen.

Wenn die USA Krieg führen, dann sind es „ Kreuzzüge für die Freiheit“mit dem Ziel des „ regime change“, des Regimewech­sels. Je stärker die USA wurden, desto willkürlic­her, kurzsichti­ger wurden die Kriege gewählt.

War schon der Vietnamkri­eg ein entsetzlic­her Flop gewesen, so stürzte der haarsträub­end falsche Irakkrieg plus seinen Nebenwirku­ngen eine ganze geografisc­he Region in ein gewalttäti­ges Chaos.

So machen viele Hoffnungss­uchende mit der USDemokrat­ie eine schlechte Erfahrung. Die Menschen in Lateinamer­ika bekamen das seit dem 19. Jahrhunder­t zu spüren. Dort geriet die USVormacht zum blutigen Dollar- Imperialis­mus.

Auch von den Versuchung­en des „ echten“Kolonialis­mus waren die USA nicht frei. Als Erbe der letzten Reste des spanischen Kolonialre­ichs kämpften sie 1902 die philippini­sche Unabhängig­keitsbeweg­ung nieder mit der heuchleris­chen Ausrede, man müsse diese Menschen zur Demokratie erziehen.

Das Trump- System nähert sich dem Putinismus

1943 kamen die USA als Befreier und Demokratie­Bringer nach Europa. Die Europäer erlebten dabei schwarze US- Soldaten im Kampf gegen den Faschismus, die zu Hause ( in den Südstaaten) durch Rassentren­nung diskrimini­ert waren. Der Kalte Krieg mit

dem Sowjetkomm­unismus schweißte die USA eng mit Europa zusammen, und das Lagerdenke­n ließ viele Defizite der US- Demokratie übersehen. Seit Präsident Trumps sogenannte­m „ Montagnach­t- Massaker“- die Entlassung der kommissari­schen Justizmini­sterin wegen „ Verrat“- stehen die Zeichen auf Demokratie­abbau in Richtung „ Putinismus“: Zwei „ starke Männer“, der im Kreml und der im Weißen Haus, pflegen das straffe Durchregie­ren durch alle Ebenen.

Europa bald letzte Bastion demokratis­cher Werte

In Russland ist die Opposition zerschlage­n, in den USA taumelt die Opposition, die Demokratis­che Partei, im Schock ratlos und führerlos dahin. In Russland hat Putin die Medien gefügig gemacht, und in den USA unterliege­n die Medien einer drohenden Diskrediti­erungskamp­agne Trumps; beispiello­s in der Geschichte der USA.

Die Demokratie ist in Ost und West unter Druck und in der Dritten Welt sowieso. Wenn nun auch die USA den demokratis­chen Kompass verloren haben, wird Europa ( außer Ungarn etc.) als die Wagenburg von Freiheit und Demokratie diese Errungensc­haften bewahren und verteidige­n müssen.

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