Jetzt sprechen die Goldenen!
Die Show kann beginnen: Heute treffen die ersten Ski- Stars in St. Moritz ein! Für die Herren geht’s am Mittwoch mit dem Super- G los: Österreich hat zwei dabei, die wissen, wie man auf das oberste Treppchen kommt
Matthias Mayer, der Olympiasieger von Sotschi Hannes Reichelt, der Weltmeister von Colorado
Hotel Nidum in Mösern bei Seefeld, das Quartier des ÖSV- Teams für die WM- Vorbereitung. Die Eingangshalle ist riesig, imposant - da wirkt selbst der „ Mothl“fast ein bissl mickrig. Obwohl der Kärntner ein echtes Bröckerl geworden ist, ein Muskelpaket, aber hallo!
Gut trainiert, das war er immer schon. Auch damals, als er spätabends auf der Bar im Österreicher Haus in Krasnaja Poljana seine „ Muckis“spielen ließ. Die ganz spezielle Gold- Feier mit nacktem Oberkörper.
1092 Tage ist das her. Und der Titel des Abfahrts- Olympiasiegers, der begleitet Mayer auch heute auf seinem Weg zu den Weltmeisterschaften ins Engadin nach St. Moritz. Einer, der ganz oben gestanden ist, will wieder dorthin - von einem, der Gold geholt hat, wird eher ein Sieg erwartet. Aber der 26- Jährige sieht seinen Sotschi- Triumph nicht als lästigen Rucksack: „ Auch ein Olympiasieger kann nicht zaubern. Wir kochen alle nur mit Wasser. Da mache ich mir eigentlich nichts vor.“Matthias hat das immer gewusst. Er hätte die bittere Lektion von Gröden gar nicht nötig gehabt. Da wurde dem Kärntner brutal vor Augen geführt, wie knapp Triumph und Tragödie in diesem Sport zusammenliegen. Der sechste und siebente Brustwirbel brachen, ein Schutzengel verhinderte Schlimmeres.
In Kitzbühel auf der höllischen Streif feierte Mayer im Super- G den ersten Sieg seit dieser schweren Verletzung. Er hat damit die Angst bezwungen, aber nicht besiegt: „ Dieser Sport ist extrem. Es ist mental extrem anstrengend, zu wissen, dass es im Krankenhaus endet, wenn etwas nicht passt.“Das Wort „ bremsen“kennt er dennoch nicht: „ Ich will unten im Ziel der Schnellste sein. Und ich will in St. Moritz meine erste WM- Medaille gewinnen.“
Ich habe als Olympiasieger auch keinen Zeitvorsprung. Am Start steht die Uhr auf null.
Matthias MAYER
Kitzbühel, der Abfahrtssieg auf der Streif, pflegt Hannes Reichelt ( 36) zu sagen, habe sein Leben insofern verändert, als man ihn in seiner Wahl- Heimat Innsbruck plötzlich sogar auf der Straße erkannt habe. „ Kitzbühel hat einen unglaublichen Stellenwert.“
Der WM- Titel von Beaver Creek hat die Reichelt’sche Welt nach außen nicht so beeinflusst - tief im Inneren des routinierten Rennfahrers genießt die Goldene aus den Rocky Mountains aber eine enorme Wichtigkeit: „ Ich bin am Tag X als Favorit an den Start gegangen und habe gewonnen. Obwohl es rundherum hieß: Ach, der Reichelt, der bringt das eh nicht runter. Ich habe bestätigt, dass ich Druck aushalten kann. Das war schon etwas Wichtiges.“
Den Erfolgs- Hunger des gebürtigen Radstädters konnte freilich auch dieser Super- G- Triumph im US- Bundesstaat Colorado nicht stillen: „ Mein Höhepunkt? Nein!“, schüttelt Hannes gleich energisch seinen Kopf, „ ich hoffe schon, dass der erst kommen wird“, lächelt er.
Und meint damit auch die kommende Woche in St. Moritz, wo er am Mittwoch seinen Super- GTitel verteidigen und am Samstag erstmals auf dem WMAbfahrts- Podest landen will.
2003 war Reichelt als 22Jähriger erstmals bei einer WM. Auch in St. Moritz: „ Ein kurzer Auftritt: Angereist, Super- Rennen, Tor verpasst, ab zum Europacup“. In Erinnerung blieb der Mikrofon- Wald vor Hermann Maier bei der Pressekonferenz vor dem Rennen - aber in der Beziehung wird Hannes 14 Jahre später wohl fast mithalten können.
20032 standen alle Mikros bei Hermann, jetzt vermutlich bei mir. Man muss es dawarten.
Hannes REICHELT