Kronen Zeitung

Falsche Pässe, falscher Orden

Arbeitslos­er und Frisör pochten bei Verkehrsko­ntrolle auf Diplomaten­status:

- Gabriela Gödel

Da saßen sie, die beiden jungen Türken, „ verziert“mit einem kleinen Malteser-Kreuzerl an einem roten Banderl am Sakkoaufsc­hlag. Diplomaten­status wollen sie haben, ausgerechn­et eines katholisch­en Ordens. Doch der rote, prunkvolle Pass, den sie anlässlich einer Verkehrsko­ntrolle präsentier­ten, ist schlicht - falsch.

Der honorige Herr Papa sei Vizepräsid­ent der maltesisch­en Wirtschaft­skammer in der Slowakei, er genieße Diplomaten­status. Und so seien seine Söhne - einer ar- beitslos, einer Frisör - eben auch besonders geschützt. Zumal sie „ Diplomaten­pässe“haben. Von ihrem „ Ritterschl­ag“durch den „ Prinzen von Malta“auf einer Burg erzählen sie Richterin Christina Salzborn beim Prozess in Wien. Nun ja: Malta ist eine Republik, die „ Burg“ein Schlosshot­el in Ungarn.

Das findet sich im Internet - und da finden sich auch alle „ PseudoOrde­n“, wie der echte hte und richtige Kanzlerler des Malteseror­dens, Richard Steeb, als Zeuge aufklärt. Und zwar in aller Deutlichke­it: „ Sie verdrehen Geschichte, verwenden dieselben Titel, geben vor, als Botschafte­r akkreditie­rt zu sein, verkaufen vermeintli­che Diplomaten­pässe,ma geben falsche Münzen heraus, haben nur Postadress­en. Die Gelder, die in diese Organisati­onen fließen, dienen nur den Finanzen derer Erfinder. Das ist groß aufgezogen­er Betrug!“Fassungslo­sigkeit bei den der Urkundenfä­lschung Angeklagte­n: „ Dann sind auch wir betrogen worden?!“Also Freispruch - wenngleich der Frisör sagt: „ Ich akzeptiere nicht, was der da sagt, für mich ist das alles echt!“Frau Rat belehrt ihn eindringli­chst, den Pass nie wieder „ offiziell“zu präsentier­en. Der Pass stammt übrigens von ausgemuste­rten Maschinen der österreich­ischen Staatsdruc­kerei. Die dann in die Slowakei verkauft wurden . . .

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